Steve Smith, New York Times: “United by passion and Power”

„Ein Aufsehen erregendes Konzert…. Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke wussten ihre eigenwillige Beethoven-Vision mit einer unantastbaren Virtuosität und einer faszinierenden musikalisch-geistigen Übereinstimmung zu transportieren. Die Intensität mit welcher sie interagierten, jeweils perfekt den ungestümen Gesten des anderen lauschend und replizierend, war schon per se ein Genuss….“

Antonio Brena, Amadeus

„Es genügt, Kleinhapl zu beobachten, bevor man ihn noch spielen hört… wie er sein Instrument wie eine Geliebte umarmt und man versteht sofort, dass das Cellospiel für ihn nicht nur einfach Beruf ist, sondern seine Existenz bedeutet.“

Cecilia Porter, Washington Post

„Mit ihrem getriebenen und unorthodoxen Spiel beschworen sie Szenen von erregendem Chaos herauf und trieben das Publikum des vollen Hauses an den Rand des emotionalen Abgrundes dieser Musik, durch rasende, die Lichtgeschwindigkeit übertreffende Kontraste in Dynamik und Tempo, abrupte Pausen und asymmetrische Phrasierungen.“

Remy Franck, Pizzicato

„Die drei Sonaten brennen sich einem auf die Gehirnplatte ein und besorgen für die Partition Beethoven-Cellosonaten auch gleich eine Disk-Formatierung…Sie erheben widerstandslos Alleinherrschafts-Anspruch.“

Attila Csampai, Stereoplay

„Sein mächtiges Guadagnini leidet, stöhnt und klagt da bei ihm alles von elementaren Gefühlen, von Lebensintensität durchglüht ist. So reißt er uns mit seinem großen, herben, gemeißelten Ton in den Bann eines Geschichtenerzählers, der das Essenzielle, das Unbequeme und Echte jeder Schönfärberei vorzieht.“

Paul Tortelier

„Friedrich Kleinhapl ist beedndruvkender Cellist mit seiner brillanten Technik und bemerkenswerten Persönlichkeit, die mit dem Cello verschmilzt – eine Begabung, die nur bei jemandem vorkommt, der wie Friedrich wirklich etwas zu sagen hat.“

Oswald Beaujean, Bayern Klassik

„Friedrich Kleinhapls Ansicht, Beethoven habe sich mit den beiden radikalen Werken von künstlerischen Kompromissen wie Wellingtons Sieg oder der Ouverture zur Namensfeier verabschieden wollen, ist so abwegig nicht. Die späten Cellosonaten als künstlerische Befreiungsschläge, rücksichtslos, nur mehr sich selbst verpflichtet, Ergebnis eines waghalsigen Ausdruckswillens – so lässt sich diese Musik wohl deuten und spielen, wenn man wie Kleinhapl und Woyke bereit zu einem absolut kompromisslosen, risikobereiten Zugriff ist. Die Schlussfuge der D·Dur·Sonate weist hier wirklich auf die Große Fuge voraus, klingt eher nach Schönberg. Ein radikal moderner Beethoven, extrem eindrucksvoll gespielt.“

Attila Csampai, Stereoplay

„Kleinhapls kraftvoll-herber, ungeschminkter Ton wirkt ungemien authentisch und verleiht auch den ausgewählten „Liedern ohne Worte“ einen ganz eigenwilligen baritonalen Charakter. So erleben wir hier einen Dialog „freier“ Geister von höchster Intensität.“

Remy Franck, Pasticcio

„Kleinhapls Tango-Hommage, die er mit seinem langjährigen Duo-Partner Andreas Woyke erarbeitet hat, ist alles andere als nur ein weiterer Tango-Verschnitt eines Klassik-Musikers auf Abwegen. Hinter dieser Einspielung steckt vielmehr eine langwierige Annäherung, die durchaus auch Skrupel einschließt. „Als klassischer Musiker hatte ich bei der Auseinandersetzung mit Piazzollas Musik zunehmend das Gefühl, mich auf einen anderen Planeten zu begeben“, schreibt Kleinhapl in seinem sehr lesenswerten Booklet-Text: „Beim Umsetzen dieser Musik auf dem eigenen Instrument wurde immer deutlicher, wie eigenständig und anders Piazzollas Musik wirklich ist.
Im Verein mit seinem kongenialen Klavierpartner Andreas Woyke beschränkt sich Kleinhapl freilich nicht darauf, eine vermeintlich möglichst stilgetreue Deutung der Werke von Carlos Gardel und Astor Piazzolla zu liefern. Kleinhapl und Woyke nehmen die ausgewählten Werke von Gardels „Jalousie“ bis zu Piazzollas „Adios Nonino“ vielmehr geradezu kammermusikalisch ernst. Statt inszenierter Leidenschaft gibt es innere Spannung und faszinierende Feinheiten im Detail.“

Ivan March, Gramophone

„However again, Rota’s finale, which is comparatively brief, comrnunicates by the sheer energy of the performance. Of the two versions, it must be said that the Ars Produktion SACD is a dear first choice. On Sony, Corrado Rovaris and his soloist make a good deal of their opportunities throughout both works. But Friedrich Kleinhapl is a soloist of even more striking personality and Dirk Kaftan finds more character in the orchestral accompaniments, particularly the slow movement of the Second Concerto, which has more vivid woodwind colouring.“

Kritiken zur CD Felix Mendelssohn – Sonatas and Songs

Fono Forum, Ole Pflüger

Friedrich Kleinhapl ist keiner, der die Töne aus dem Nichts herbeizaubert Stets hört man, dass da ein Bogen über eine Saite gezogen wird. Gern reißt er den Ton etwas, sodass es beim Losstreichen knackt. Das klingt nicht immer schön, aber meistens aufregend. Die Melodien zwicken und beißen im Vorübergehen wie kleine Insekten. Andreas Woyke verteilt Arpeggio-Akkorde mit lockerer Hand, er ist ein Begleiter, der sich mitziehen lässt und auf jede Regung des Cellisten reagiert. Gemeinsam huschen die beiden durch Mendelssohns Sonaten und finden zu einem intimen Ton, ohne dabei die Gefühle abzudämpfen. Aber man hat den Eindruck, dass Kleinhapls luftiger Strich ein bisschen Raum lässt für Witz und Ironie.

Zur CD – Mendelssohn

CD Mendelssohn

Klangkosmos voll Tiefe und Kraft

„Jetzt schreien eben wieder die Gondoliere einander an, und die Lichter spiegeln sich weit ins Wasser hinein; einer spielt Gitarre und singt dazu. Es ist eine lustige Nacht …“ Bildungsreisen durch Europa führten Felix Mendelssohn-Bartholdy zwischen 1830 und 1841 mehrmals in die „Serenissima“, wo er vier „Venetianische Gondellieder“schrieb. Das zweite, in fis-moll, ging auch in seine „Lieder ohne Worte“ein, einen Zyklus von 48 Klavierstücken voll Lyrik und Emphase.

Diese kleine Perle ist nur ein Schmuckstück auf der jüngsten CD von Friedrich Kleinhapl (50) und Andreas Woyke (49). Der Grazer Ausnahmecellist und sein deutscher Kompagnon am Klavier zeigen bei fünf weiteren von ihnen bearbeiteten Liedern, dass es wahrlich keine Worte braucht, um Sanglichkeit zu bieten. Und gerade auch in den prachtvollen Sonaten Nr. 45 und 58 findet das Duo zu einem hier poetischen, da expressiven Ton, mit dem es seine anfänglichen Vorurteile, der Romantiker aus Leipzig sei „biedermeierlich und oberflächlich“, selbst am schönsten Lügen straft.

Tiefe und Kraft des Mendelssohn’schen Klangkosmos haben Kleinhapl und Woyke zuletzt öfter auch live vermessen. In nächster Zeit präsentieren sie zudem Bach oder dessen argentinischen „Verwandten“Astor Piazzolla (u. a. am 5. März in St. Ulrich im Greith). Und wer am 3. April zufällig im japanischen Morioka vorbeischaut: Dort macht Kleinhapl sein wertvolles Guadagnini-Cello aus 1743 in Camille Saint-Saens‘ Cellokonzert zu einem fesselnden Erzähler.

Der Cellist Friedrich Kleinhapl und sein Klavierpartner Andreas Woyke treffen wieder mal wunderbar den Seelenklang voll zarter Energie.

Dunkle, wogende Leidenschaft
Bis heute hat Mendelssohns wunderbare Musik nicht die gebuhrende Anerkennung erfahren: Sein Violinkonzert, einige Sinfonien und die Musik zum „Sommernachtstraum“ gehören zwar mittlerweile zum engeren Repertoire, doch fristen seine Kammer- und vor allem seine Klaviermusik bis heute ein klägliches Schattendasein. Sind das die späten Nachwirkungen seiner Ächtung durch die Nazis oder gab es da nicht schon immer Vorbehalte gegen die mangelnde „Tiefe“ und die biedermeierliche Eleganz seiner frei ausströmenden melodischen Phantasie?

Auf seinem neuen Album präsentiert der österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl die beiden Cellosonaten und sechs „Lieder ohne Worte“, die er für Cello und Klavier eingerichtet hat; und der für seine Überzeugungen einstehende, sehr geradlinige Künstler hat es sich nicht nehmen lassen, im Booklet ein kenntnisreiches, engagiertes Plädoyer für den nach wie vor unterschätzten Komponisten abzulegen, das auch Wagners und G.B. Shaws unrühmliche Hasstiraden nicht ausspart. Dann, im musikalischen Teil, gibt er mit seinem kongenialen Klavierpartner Andreas Woyke die passende Antwort auf all die bösen Vorbehalte und Schmähungen der letzten 150 Jahre. Mit seinem unglaublich voluimösen, dunkel-kernigen Guadagnini-Cello unternimmt er eine geradezu vulkanische, leidenschaftlich wogende, vor innerer Glut berstende Wiederbelebung der beiden Cellosonaten in B-Dur und D-Dur, und hebt sie so auf eine Stufe mit den größten Werken der Celloliteratur.

Kleinhapl und Woyke sind besessene „Bekenntnismusiker“, denen es auch hier in erster Linie um Wahrheit und Herzensintensität geht, nicht unbedingt um Schönheit und Eleganz. So öffnenn sie selbst dem Mendelssohn-Skeptiker hier die wirklichen Tiefendimensionen dieser Musik, und lassen alle alten Lügen über Mendelssohn in sich zusammenbrechen, Kleinhapls kraftvoll-herber, ungeschminkter Ton wirkt ungemien authentisch und verleiht auch den ausgewählten „Liedern ohne Worte“ einen ganz eigenwilligen baritonalen Charakter. So erleben wir hier einen Dialog „freier“ Geister von höchster Intensität. Auch die hyperpräsente, haptisch-greifbare Klangbühne von Manfred Schumachter trägt entscheidend bei zu der stellenweise überfallartigen Wirkung einer Aufnahme, die die innere Glut und Schönheit von Mendelssohns Musik viel intensiver erleben lässt, als so viele auf domestizierten Wohllaut und Correctness ausgerichtetete, abgesicherte Produktionen. Das ist eine Lehrstunde für starkte Gemüter.

Zur CD – Mendelssohn

Beseelt-rhetorischer Mendelssohn
Mendelssohns Lieder ohne Worte sind für Klavier geschrieben und werden oft in Bearbeitungen mit einem Begleitinstrument aufgeführt, das die Rolle der menschlichen Stimme übernehmen soll. Die Kompositionen bestechen immer wieder durch ihre Schlichtheit und ihren melodiösen, sangbaren Charakter. Cellist Friedrich Kleinhapl und sein langjähriger Begleiter am Klavier, Andreas Woyke, spielen auf dieser SACD neben Mendelssohns beiden Cellosonaten sechs Lieder aus vier der insgesamt acht Hefte. Die Interpretationen der beiden wunderbaren Musiker bestechen durch ihr natürliches, unprätentiöses, und von innerer Freude beseeltes Musizieren. Und auf diese Weise kann die Musik zum Blühen und Leuchten kommen und ihre Wärme und Schönheit im besten Sinne kammermusikalisch entfalten. Das partnerschaftliche, ausgewogene, und dabei musikantisch durchdrungene Musizieren ist von faszinierender Plastizität. Auch die Balance zwischen den Instrumenten, die eine wirkungsvolle Klangdifferenzierung zulässt, gefällt mir sehr gut. Kleinhapl zeigt sich einmal mehr als agiler Virtuose, mit einer so unwiderstehlichen Beredsamkeit des Klanges und des Ausdrucks, dass man, zumal auch Woyke bedeutsam mitredet, nur gespannt dem ganzen Programm lauschen kann, ohne zu ermüden.
Zur CD – Mendelssohn
Cellist Friedrich Kleinhapl: Herz, Ohr und Zauberknopf
Der Grazer Ausnahmecellist Friedrich Kleinhapl (50) wagt im Duo die sechste Live-Aufnahme. Und hat auch sonst viel im Sinn. Zum Beispiel Kinder mit Hörminderung.

Wir erwischen ihn telefonisch gerade bei seinem Instrumentenbauer. Die Birne, ein Teil des Cellostachels, „sitzt nicht richtig, vermutlich feucht geworden, und knarrt – das kann ich gar nicht gebrauchen“, sagt Friedrich Kleinhapl. Nicht bei seinem wertvollen Guadagnini-Cello aus 1743. Und schon gar nicht in den nächsten drei Tagen, wenn er sich mit seinem langjährigen Duopartner, dem deutschen Pianisten Andreas Woyke, einmal mehr für eine CD-Aufnahme nicht ins Studio, sondern in den Konzertsaal begibt. „Das ist das sechste Mal, dass wir in dieser Form ein Album einspielen“, sagt der Grazer Ausnahmecellist und beschreibt die Vorteile, sich der Aufgabe live zu stellen: „Wir spüren und erreichen durch das Publikum stärkere Energie, Spontaneität, Natürlichkeit, Bewegungsfreiheit.“ Auf Perfektion im Studio also gepfiffen? „Der Begriff ist ja schwer zu definieren, perfekt kann auch steril sein – oder gleich tot“, weiß Kleinhapl. Ins Studio geht’s trotzdem: Nächste Woche werden die beiden Künstler die neue CD beim Label Ars Produktion in Ratingen bei Düsseldorf wieder selber mischen. Zuletzt widmeten sich Kleinhapl und Woyke auf „Pasión Tango“ dem traurigen Gedanken, den man tanzt. Diesmal heißt die Leidenschaft Mendelssohn Bartholdy, obwohl die erst reifen musste, wie Kleinhapl zugibt. „Wir haben lang gezögert, weil uns Mendelssohn im Gegensatz etwa zu Charakterköpfen wie Beethoven oder Brahms sehr biedermeierlich und oberflächlich erschien.“ Aber dann zwangen technische Hürden den Cellisten wie den Pianisten, sich ordentlich in die Partituren des deutschen Romantikers reinzuknien. Und auf den Knien blieb man dann auch, „überrascht von der Tiefe, Kraft und Expressivität seiner Musik“. Heute am 31. Juli sowie am 1. und 2. August werden Mendelssohn-Sonaten für Originalbesetzung, aber auch vom Duo bearbeitete Lieder ohne Worte in der Grazer List-Halle erklingen. Und am 12. November schauen im Mumuth bei einer musikalisch-literarischen Soirée auch Felix und Fanny Mendelssohn (vulgo Wolfram Berger und Julia Stemberger) höchstselbst vorbei.

Die drei Dings

Dass Friedrich Kleinhapl ein Musiker mit Herz und Herzblut ist, hat er schon oft bewiesen. Und auch derzeit pochen in ihm noch weit mehr Ideen als die jetzigen drei Live-Aufnahmen vor je 150 Leuten. Da ist etwa das Dings mit der Filmdokumentation. Oder ein weiterführendes Dings mit dem Tango-Programm. Und vor allem ein spektakuläres Projekt mit dem weltweit ersten Dings. Nun, der 50-Jährige will nicht über ungelegte Eier gackern. Aber mit eigenen Federn darf er sich ruhig schmücken. 2013 erhielten er und seine Frau Maya Hagn, die ihn auch managt, von der Cultural Foundation des Grazer Motorenentwicklers AVL den Auftrag für ein Projekt zum Thema „Das Wunder des Hörens“, und dieses mündete in den Verein „Get A Hearing“. Mit Benefizkonzerten und Spenden und unter Mithilfe von Freunden und Künstlerkollegen werden Gelder gesammelt, um hörgeminderte Kinder mit Hörgeräten auszustatten, die von Sozialversicherungen nicht bezahlt werden. „Das Hören ist ja nicht nur ein unfassbar komplexer Prozess, sondern auch enorm wichtig für die soziale Integration“, betont Kleinhapl. Zwölf Kinder wurden schon mit je 3000 Euro teuren sogenannten FM-Anlagen ausgestattet. So auch die kleine Luna, deren Ohren Augen machten, als sie ihren „Zauberknopf“ bekam. www.getahearing.com

Zur CD – Mendelssohn

Kritiken zur CD Pasión Tango

Coburger Tageblatt, Jochen Berger

Faszinierende Celloklänge auf den Spuren von Gardel und Piazzolla

Coburg — Alle Welt spielt Tango-Musik. Alle Welt liebt Tango-Musik. Das Publikum im Landestheater bejubelte das Tango-Ballett „Maria de Buenos Aires“ in der vorletzten Saison ebenso wie die Zuhörer beim Coburger „Verein“ das Tango-Quintett Fracanapa, während die Ernst-Farm als Veranstaltungsort regelmäßiger Milongas inzwischen zum Geheimtipp für Tango-Fans aus ganz Franken geworden ist.

Und viele Klassik-Musiker haben in den letzten Jahren versucht, auch in diesem speziellen Genre erfolgreich zu sein. Nun also der österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl, der bei seinen bisherigen CD-Veröffentlichungen bereits mit einer Reihe interessanter Erkundungen jenseits gängiger Repertoire-Pfade hervorgetreten ist: „Pasion Tango“. Schon die ersten Tracks der insgesamt 15 Titel umfassenden Veröffentlichung lassen aufhorchen. Denn Kleinhapls Tango-Hommage, die er mit seinem langjährigen Duo-Partner Andreas Woyke erarbeitet hat, ist alles andere als nur ein weiterer Tango-Verschnitt eines Klassik-Musikers auf Abwegen. Hinter dieser Einspielung steckt vielmehr eine langwierige Annäherung, die durchaus auch Skrupel einschließt. „Als klassischer Musiker hatte ich bei der Auseinandersetzung mit Piazzollas Musik zunehmend das Gefühl, mich auf einen anderen Planeten zu begeben“, schreibt Kleinhapl in seinem sehr lesenswerten Booklet-Text: „Beim Umsetzen dieser Musik auf dem eigenen Instrument wurde immer deutlicher, wie eigenständig und anders Piazzollas Musik wirklich ist.

Im Verein mit seinem kongenialen Klavierpartner Andreas Woyke beschränkt sich Kleinhapl freilich nicht darauf, eine vermeintlich möglichst stilgetreue Deutung der Werke von Carlos Gardel und Astor Piazzolla zu liefern. Kleinhapl und Woyke nehmen die ausgewählten Werke von Gardels „Jalousie“ bis zu Piazzollas „Adios Nonino“ vielmehr geradezu kammermusikalisch ernst. Statt inszenierter Leidenschaft gibt es innere Spannung und faszinierende Feinheiten imDetail.

Der Klassik CD-Tipp der Woche in BR4

Er war der Bandoneonist und Tango-Komponist seiner Epoche, der 1992 in seiner argentinischen Heimat verstorbene Astor Piazzolla. Schon zu Lebzeiten war er eine Legende, zahllose Musiker auf der ganzen Welt bis hin zum Stargeiger Gidon Kremer waren fasziniert von seinen Tangos. Arrangements gibt es zuhauf. Die jüngste CD mit Piazzolla-Bearbeitungen haben Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke vorgelegt.

„Mein Vater hörte ständig Tango“

Eigentlich war ihm der Tango in die Wiege gelegt. Denn Astor Piazzollas Vater Vicente, ein in Argentinien lebender Italiener, liebte den Tango über alles. In New York, wohin er mit dem vierjährigen Astor auswanderte, steigerte sich die Leidenschaft ins Unermessliche. „Mein Vater hörte ständig Tango und dachte wehmütig an Buenos Aires zurück, an seine Familie, seine Freunde … immer nur Tango, Tango.“

Der Sohn hat andere Pläne, will klassischer Komponist werden. Bandoneon lernt er, weil der Vater es wünscht, das Klavier steht ihm näher. Neben dem Jazz liebt Astor Piazzolla Ravel, Bartók und –Bach. Mit neunzehn nimmt er Kompositionsunterricht bei Alberto Ginastera, dem aufgehenden Stern der argentinischen Musik. Noch Mitte der fünfziger Jahre geht der mittlerweile über dreißigjährige Piazzolla nach Paris zu Nadia Boulanger, einer legendären Kompositionslehrerin. Es nützt nichts. Boulanger macht ihm klar, dass seine Kompositionen im Papierkorb am besten aufgehoben seien, lässt ihn einen Tango spielen und meint, das sei der echte Piazzolla.

Eigene Vision vom Tango Nuevo

Zurück in Argentinien gründet Piazzolla das Octeto Buenos Aires, das erste von diversen Ensembles, mit denen er seine Vision vom Tango Nuevo verwirklichen wird. Von den Traditionalisten angefeindet und bedroht, in Europa und den Vereinigten Staaten verehrt, wird Piazzolla der Bandoneonista und die zentrale Figur des Tangos schlechthin. Allerdings deutet er den Tanz zur Konzertmusik um, revolutioniert und verfeinert ihn zugleich.

Die Piazzolla-Begeisterung führte zu Bearbeitungen für alle möglichen und unmöglichen Besetzungen. Die Variante Violoncello – Klavier war bislang unterbelichtet, insofern erstaunlich, als Piazzolla mit seinem Grand Tango von 1982 ein brillantes Original für die Besetzung schuf. Es findet sich auch auf der neuen CD des österreichischen Cellisten Friedrich Kleinhapl und seines langjährigen Klavierpartners Andreas Woyke.

Atemberaubende Präsenz Pasión Tango.

Die ist das fulminante Ergebnis eines guten Jahrzehnts intensiver Beschäftigung mit dem Tango. Zehn Werke von Piazzolla, dem legendären Carlos Gardel und José Bragato haben sich Kleinhapl und Woyke bearbeiten lassen. Und sie spielen die exzellenten Arrangements wie den originalen Grand Tango mit atemberaubender, fast körperlicher Präsenz.

Der Tango hat einen weiten Weg zurückgelegt aus den schmuddeligen Hafenkneipen von Buenos Aires in die Konzertsäle Mitteleuropas. Kleinhapl und Woyke erinnern bei aller Virtuosität und Perfektion ihrer Tango-Deutungen an diese wilden, ungezähmten, aber auch melancholisch dunklen Ursprünge dieses Urbildes argentinischer Musik.

Tänzer & Sänger des Cellos

Mit Astor Piazzolla hat Friedrich Kleinhapl einen neuen Quell expressiver Kantilenen und virtuoser Tänzeleien für das Cello erschlossen. Auf der Ars-CD „Pasión Tango“ erweist er sich – in organischer Umschlingung mit dem Klavier Andreas Woykes als grandioser Tänzer und Sänger auf seinem Instrument.

Spanien, Japan, Bahrain und Brasilien waren die Stationen des bewährten Kammermusikduos Kleinhapl/Woyke in diesem Herbst. Auf CD entführen sie ihre Hörerschaft nach Argentinien – mitten hinein in die erotischen Wunderwelten des Tango. Kein Vorspiel verzögert den eifersüchtigen Liebeskampf, den der legendäre Sänger und Komponist Carlos Gardel in seinem Stück „Jalousie“ schildert: Als gelte es das Leben, lässt Friedrich Kleinhapl seinen Bogen mit der ersten, leidenschaftlichen Aufwärts-Dezime über die Saiten schnellen, rafft die Gegenbewegung zum fatalen Abwärtsstrudel, den das Klavier in morbide schillernden Farben imitiert. Nach diesem verstörend direkten Zugriff säuselt das Cello der imaginären Tanzpartnerin zärtlich-dämonische Pianissimo-Geheimnisse ins Ohr. Sie wankt, sie fällt – in seine Arme: Der Tanzrhythmus setzt ein, reißt beide fort. Welch ein Anfang für eine Tango-CD. Das meiste Material des Albums, das Kleinhapl und Woyke im Mai in der Grazer List-Halle vor Publikum einspielten, stammt von Astor Piazzolla, dem großen Schöpfer des Tansgo Nuevo. Die wunderbar geistreichen, dem organischen Dialog beider Instrumente verpflichteten Arrangements hat das Duo großteils mit dem Kärntner Hollywood-Komponisten Gerrit Wunder erarbeitet. Kaum ein Piazzolla-Hit fehlt auf der Platte. Unendlich fragil singt das Cello die langsam absinkenden Kantilenen am Ende von „Oblivion“. Dafür wird das Ende des ,,Libertango“ am letzten Zacken durchrast, mit irrwitzigem Rattern. Dabei pfeift Kleinhapl auf sterilen Perfektionismus. Und auch der brillante Woyke liefert keine schnöden Delikatessen, sondern langt lieber mit derb-lasziver Pianistenpranke zu. Was die rückhaltlose Konsequenz, die aus den Eingeweiden kommende Leidenschaft des Spiels betrifft, nimmt das Duo den Tango genau so ernst wie das klassisch-romantische Repertoire. Das ist folgerichtig. Denn die Erotik dieser Musik, von einem der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts zum Äußersten verfeinert und auf die Weltbühne gehoben, ist keine Spur trivial.

Pasión Tango

Als der österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl vor fünf Jahren seine CD mit Beethovens Cellosonaten veröffentlichte, nannte ich ihn einen Berserker. So rigoros, unwirsch und leidenschaftlich hatte man diese Stücke noch nicht gehört. Jetzt hat der 48-jährige Grazer mit seinem kongenialen deutschen Klavierpartner Andreas Woyke sich in die entfernten Regionen des argentinischen Tango begeben und sich damit einen lang gehegten Herzenswunsch erfüllt: Im Mittelpunkt seines neuen Albums „Pasión Tango“ steht der musikalisch anspruchsvolle, moderne Nuevo Tango des argentinischen Klassikers Astor Piazzolla, der den Tango unter großen Widerständen zu einer Kunstform entwickelte, und Kleinhapl setzt wieder alles daran, um die enorme emotionale Kraft, die Seelenglut dieser kleinen Meisterwerke zum Lodern zu bringen, und so den Zuhörer mit seinem kraftvoll-herben Ton ganz unmittelbar zu packen: Kleinhapl und Woyke sind besessene Leidenschafts-Musiker, denen es um die Wahrheit geht, nicht unbedingt um Schönheit oder Eleganz. Wer sich ihrem Furor ausliefert, wird reich beschenkt.

Atemberaubend facettenreiche Tango-Platte

Eine neue Tango-Platte des österreichischen Cellisten Friedrich Kleinhapl und seines kongenialen Klavierbegleiters Andreas Woyke ist etwas ganz Besonderes. Atemberaubend sind allein schon das Zusammenspiel der beiden Künstler, das Aufeinandereingehen sowie die Spontaneität des Augenblicks. Und dann ist da auch das Technische, die rein instrumentale Seite des Spiels, die fasziniert, weil beide Künstler ihren Instrumenten wirklich alles abverlangen und in punkto Dynamik, Virtuosität und Lyrismus jeweils ein Maximum geben. Während in der Tangomusik die Virtuosität oft zugunsten zurückhaltender musikalischer Gesten unterdrückt wird, versuchte ja Piazzolla gerade die tangospezifische Ausgestaltung mit Virtuosität aufzulockern. Er hat, wie Janine Krüger in ihrem bemerkenswerten Buch über die Tango-Tradition schreibt, die konventionellen Gestaltungsmittel für den solistischen Gebrauch umgedeutet. Davon machen Kleinhapl und Woyke reichlich Gebrauch. Das heißt nun wiederum nicht, dass sie die Musik nicht auch emotional angehen. Ganz Im Gegenteil! Das wunderbar zartbesaitete ‚Oblivion‘ ist absolut atemberaubend, genau wie die Art und Welse, wie Kleinhapl und Woyke manchmal zwischen überschäumender, ja ekstatischer Virtuosität mit höchster musikantischer Delikatesse in emotionale Gefilde eintauchen. So geben sie jedem Stück ein präzises Profil. Jede Komposition bekommt Ihren ganz eigenen Charakter, und ich glaube nicht, eine derart facettenreiche Tangoplatte je gehört zu haben.

Kritiken zum Konzert – Musikwochen Millstatt

„Pasión Tango“

KLANG EINER GROSSEN ZEIT

Die Weltpremiere der Nummern ihrer gerade fertiggestellten CD erlebte das Musikwochenpublikum als Klassekonzert am Sonntag im Kongresshaus Millstatt und dankte dafür mit Standing Ovations: Das Ausnahmeduo Friedrich Kleinhapl (Cello) und Andreas Woyke (Klavier) lieferte mit seinen extravaganten Interpretationen und Bearbeitungen von Piazzolla, Bragato und Gardei tiefen Einblick in Geschichte und Spielarten des Tango. Mit informativer Moderation und sprühender Virtuosität wurde dabei etwa der enge Bezug von Piazzolla zu Bach herausgespielt, erschienen des Engels Milonga und Tod, die Romanze des Teufels, der Grand Tango, der Liber Tango und und und als elektrisierende Momente einer großen Zeit.

Kritiken zum Konzert – Schloss Eggenberg

SCHUBERT-TRIO ALS LÄCHELN UNTER TRÄNEN

Fulminanter Start der Konzerte in Eggenberg.

In Franz Schuberts großem Klaviertrio in B-Dur, D 898, herrschten atemlose Spannung und Kurzweil. Das fast eine ganze Stunde währende Werk erklang ungemein differenziert. In der Dynamik und Klangfarbpalette, in der Hervorkehrung melodischer Strukturen, vor allem aber in der Hörbarmachung der emotionalen Tragweite und Tiefe. Und blieb dennoch schlicht und formal durchhörbar. Mit einem Trioabend des Pianisten Andreas Woyke, des Geigers David Frühwirth und des Grazer Cellisten Friedrich Kleinhapl begannen die Eggenberger Schlosskonzerte. Den Auftakt bildete die Sonate für „Pianoforte und Violine“ op.12/1in D-Dur von Ludwig van Beethoven. Dem Werktitel entsprechend, jagte Woyke mit enormer rhythmischer Verve, technischer Präzision und stupender Pianokultur dem aus Salzburg stammenden, längst schon zu internationalen Ehren gekommenen Geiger ein wenig den gestalterischen Rang ab. Doch dann riss Friedrich Kleinhapl in Beethovens zweiter Cellosonate op. 5/2 in g-Moll mit Intensität und markantem Strich auf dem Guadagnini-Cello relativ rasch das gestalterische Steuer wieder herum. Jetzt war wieder ausgemacht, wer wann und wo bei Duos von Beethoven Solist ist. Begeisterter Zuspruch.

Grandioser Auftakt zu den Eggenberger Schlosskonzerten

MIT STÄRKSTEM AUSDRUCK

Dass der Künstler im eigenen Land oft weniger gilt eine Binsenweisheit. Der Cellist Friedrich Kleinhapl ist aber der lebende Beweis, dass das oft einfach stimmt. Dank der Eggenberger Schlosskonzerte war der überragende Cellist aus Graz endlich wieder einmal in seiner Heimatstadt zu erleben. Mit zwei starken Partnern. Der Cellist Friedrich Kleinhapl erntet für seine CDs zu Recht hymnische Kritiken und im Ausland ist er in den hehren Tempeln der Klassik-Welt erfolgreich, aber welchen künstlerischen Rang dieser Musiker einnimmt, hat sich ausgerechnet in seiner Heimatstadt Graz noch immer zu wenig herumgesprochen. Dank der Eggenberger Schlosskonzerte war Kleinhapl wieder einmal in Graz zu erleben. Zum Auftakt konzertierte er mit seinem langjährigen, kongenialen Duopartner Andreas Woyke. Geiger David Frühwirth stieß zum eingespielten Team dazu. Im Zentrum des Programms stand das Klaviertrio in B-dur von Franz Schubert, bei dem sich Frühwirth über weite Strecken gut einzufügen vermochte. Wunderbar homogen klangen die beiden Streicher schon im einleitenden Thema des Kopfsatzes. Kleinhapl spielte das Seitenthema ausdrucksstark, aber nicht kitschig. Andreas Woyke ließ den Bösendorfer elegant funkeln, fand einen hochsensiblen Zugang zu Schuberts melancholisch perlendem Klangfluss. Expressive, gezielte Steigerungen durchpulsten die Darbietung, die im Scherzo mit einem Schuss Herbheit und Aggressivität aufgepeppt wurde. Auch das Finale war nicht unbeschwert, sondern ein bisweilen grimmiger Kehraus. Nur das Andante hätten die drei Musiker noch ein wenig schlichter anlegen können. Mit herrlichem, von einem ausdrucksstarken Vibrato genährten Ton hatte Kleinhapl zuvor die Cellosonate op. 5/2 von Ludwig van Beethoven interpretiert. Bei Woyke und Kleinhapl klingt diese Musik nicht nach einem in der Tradition der Klassik stehenden Frühwerk, sondern sie entdecken schon hier das tiefschürfende, Bekenntnishafte. David Frühwirth konnte bei Beethovens Violinsonate op. 12/1 dieses Niveau nicht ganz erreichen, ihm gelangen aber immer wieder spannende Teillösungen.

Konzert-Kritik Musikwochen Millstatt

„About Schubert“

Kronen Zeitung, Andrea Hein

Schubert, so elend genial!

Der Rathausplatz von Millstatt ist ein bezaubernder Ort mit südlichem Flair. Zudem kreuzen sich da nicht nur „Statuen“-, sondern auch andere Wege der Kunst, wie jetzt die tollen Aktionen von Andrea K. Schlehwein oder Konzerte in der Kirche und im Kongresshaus. Dass bei den sonntäglichen Spitzenveranstaltungen der Musikwochen das Café geschlossenen bleibt, ist unverständlich und wirklich ärgerlich. So zog auch am hochkarätig besetzten Schubert-Abend der Besucherstrom bei zum Verweilen einladendem Sonnenuntergang an verschlossenen Türen vorbei. Charmant beruhigt mit einem Gläschen Musikwochen-Prosecco, geriet das Publikum alsbald in den Sog von Schuberts Genie, das von außergewöhnlichen Interpreten im Kongresshaus virtuos wiedererweckt wurde. Allen voran Friedrich Kleinhapl, der aus dem 1743 gebauten Guadagnini-Cello den Komponisten in allen Facetten mit nicht mehr zu überbietender Intensität nahe brachte. Doch auch Pianist Andreas Woyke und Geiger David Frühwirth stellten ihre große Virtuosität in den Dienst der klug gewählten Werkauswahl, vom B-Dur-Trio op.99 über den „Erlkönig“ für Cello und Klavier bis zum Es-Dur-Trio D 929. Zwischen derlei Wunderbarem rezitierte Wolfram Berger aus Briefen und Erinnerungen von und an Schubert das existenzielle Elend eines Genies. Abgesehen von der „Zuckerlbeleuchtung“ ein hinreißender Abend. Standing Ovations.

CD – Nino Rota Cello Concertos

Gramophone, Ivan March

Concertante concert-hall works from a film-music legend Nino Rota was a celebrated film composer but, on the evidence of these two cello concertos, he is less skilled in creating larger musical structures for his themes, with much use of sequential repetition. The First Concerto opens with a flamboyant first movement and plenty of opportunities for solo virtuosity but rather less in the way of melodie memorability, The Larghetto cantabile invites a passionate response from both soloists but one keeps hoping in vain for a big tune to arrive. By far the best movement is the finale, which charges along infectiously with some charming woodwind detail in a brief fugato. This would stand up well on its own. The Second Concerto opens with a vigorous impetus over a repeated rhythmic background and here the main theme is quite catchy, if again repetitive. The theme-andvariations slow movement has an elegantly romantic theme. The composer displays at times almost the skill of contrasting orchestral colour which Tchaikovsky, for instance, managed so masterfully in his ‚variations. However again, Rota’s finale, which is comparatively brief, comrnunicates by the sheer energy of the performance. Of the two versions, it must be said that the Ars Produktion SACD is a dear first choice. On Sony, Corrado Rovaris and his soloist make a good deal of their opportunities throughout both works. But Friedrich Kleinhapl is a soloist of even more striking personality and Dirk Kaftan finds more character in the orchestral accompaniments, particularly the slow movement of the Second Concerto, which has more vivid woodwind colouring. The string-playing throughout also has more character. What confirms the preference is the indusion of half an hour of the ballet music 11 gattopardo, easily tuneful and with plenty of character, and played with splendid rhythmic verve.

Der Cellist Friedrich Kleinhapl kann die Musik krachen lassen wie einen Vorschlaghammer und dabei so präzise treffen wie mit der Nähmaschine. Silvia Chiesa kann ihr Cello surren lassen, sie legt Amore und Vibrato hinein. Zum 100. Geburtstag von ‚Nino Rota Ende 2011 haben beide Cellisten seine Konzerte eingespielt. Sie gehören zu Rotas Spätwerk, entstanden 1972 und 1973, als Rota oft Tage mit Fernseher, Klavier und Federico Fellini in der Kammer verbrachte, klimpernd auf der Suche nach den Leitmotiven für den nächsten Soundtrack. Nach Soundtrack klingt am ehesten Chiesas Aufnahme mit dem Turiner Rundfunkorchester. Schon in den ersten Takten von Konzert Nummer eins zeigt das Orchester: Dirigent Corrado Rovaris will nicht jeden einzelnen Akkord sezieren. Sie bedeuten: Aus dem Weg, hier wird jetzt dramatische Musik gemacht! Da kann der eine oder andere Ton auch mal in Klang-sumpfversinken: Der Rhythmus des Hauptthemas ist erst beim zweiten Mal deutlich zu hören. Allerdings kämpft das Orchester gegen den sekundenlangen Hall des Konzertraums. Silvia Chiesa spielt klar und leidenschaftlich. Nino Rotas Cellokonzert ist bei ihr Musiktheater. Man muss sich fast fürchten vor dem zweiten Konzert. Darin zitiert Rota Mozarts Violinkonzert in G-Dur. Doch das Orchester passt sich an, trippelt vorsichtig durch die dünn instrumentierten Passagen, um die Cellistin erst am Ende wieder im filmischen Klang zu baden. Großes italienisches Kino.

Friedrich Kleinhapls Sicht auf Rota ist – wenn man so will – eher österreichisch beziehungsweise deutsch. Das Philharmonische Orchester der Stadt Augsburg marschiert durch das erste Konzert: Es schleudert Tutti-Akkorde förmlich heraus, lässt sich nicht darauf ein, das Tempo zu verschleppen. Es spielt Nino Rotas Musik so präzise, wie es eher Bach verlangen würde. Das Ergebnis ist mitreißend: Wo Chiesa sich voll Wonne in die Musik werfen konnte, piekst Kleinhapl hinein, er artikuliert schärfer, sein Ton ist hölzern, der Rhythmus deutlich. Seine Interpretation ist sachlicher, aber gerade dadurch gewinnt sie an Wucht

Auch der Grazer Cellist Friedrich Kleinhapl ist ein radikaler Geist, der stets aufs Ganze geht. das Echte. das Unbequeme jeder Schönfärberei vorzieht Nach seinen wilden Beethoven-Deutungen. mit denen er vor zwei Jahren Aufsehen erregte. hat er jetzt zum 100. Geburtstag Nino Rotas die beiden späten Cellokonzerte des großen Filmkomponisten wiederentdeckt und sie mit den erstaunlich schlagkräftigen Augsburger Philharmonikern unter Dirk Kaftan als hochkarätige Meisterwerke ausgewiesen: Rotas originelle. und trotzdem eingängig-tonale Musiksprache zeigt uns, dass Schönheit. Melodie. Leidenschaft und feiner Humor auch im späten 20. Jahrhundert nicht ausgedient haben. und dass ein solcher entfesselter Ausdrucksmusiker wie Kleinhapl auf seiner wunderbar herb-sonoren Guadagnini hier auch die Grundkräfte des Menschlich-Existenziellen. des Schicksalhaften, des Schmerzlich- Schönen entfachen und den Zuhörer durch seine Lebensintensität verzaubern kann.

Der Cellist Friedrich Kleinhapl kann die Musik krachen lassen wie einen Vorschlaghammer und dabei so präzise treffen wie mit der Nähmaschine. Silvia Chiesa kann ihrCello surren lassen, sie legt Amore und Vibrato hinein. Zum 100. Geburtstag von Nino Rota Ende 2011 haben beide Cellisten seine Cellokonzerte eingespielt. Sie gehören zu Rotas Spätwerk, entstanden 1972 und 1973, als Rota oft Tage mit Fernseher, Klavier und Federico Fellini in der Kammer yerbrachte, klimpernd auf der Suche nach den Leitmotiven für den nächsten Soundtrack. Nach Soundtrack klingt am ehesten Chiesas Aufnahme mit dem Turiner Rundfunkorchester. Schon in den ersten Takten von Konzert Nummer eins zeigt das Orchester: Dirigent Corrado Rovaris will nicht jeden einzelnen Akkord sezieren. Sie bedeuten: Aus dem Weg, hier wird jetzt wird dramatische Musik gemacht! kann der eine oder andere Ton auch mal im Klangsumpf versinken: Der Rhythmus des Hauptthemas ist erst beim zweiten Mal deutlich zu hören. Allerdings kämpft das Orchester gegen den sekundenlangen Hall der Konzerthalle. Silvia Chiesa spielt klar und leidenschaftlich. Nlno Rotas Cellokonzert ist bei ihr Musiktheater. Man muss sich fast fürchten vor dem zweiten Konzert. Darin zitiert Rota Mozarts Violinkonzert in G-Dur. Doch das Orchester passt sich an, trippelt vorsichtig durch die dünn instrumentierten Passagen, um die Cellistin erst am Ende wieder im filmischen Klang zu baden. Großes italienisches Kino. Friedrich Kleinhapls Sicht auf Rota ist, wenn man so will, eher österreichisch beziehungsweise deutsch. Das Philharmonische Orchester der Stadt Augsburg marschiert durch das erste Konzert: Es schleudert Tutti-Akkorde förmlich heraus, lässt sich nicht darauf ein, das Tempo zu verschleppen. Es spielt Nino Rotas Musik so präzise, wie es eher Bach verlangen würde. Das Ergebnis ist mitreißend: Wo Chiesa sich voll Wonne in die Musik werfen konnte, piekst Kleinhapl hinein, er artikuliert schärfer, sein Ton ist hölzern, der Rhythmus deutlich. Seine Interpretation ist sachlicher, aber gerade dadurch gewinnt sie an Wucht

Mehr als drei Jahrzehnte nach seinem Tod haftet an Nino Rota noch immer der Ruf eines halbseriösen Filmkomponisten. Sein Pech war, dass er zu viele erfolgreiche Filmmusiken schrieb, die Weltruhm erlangten, so etwa zu Fellinis „La Strada“, zu Viscontis „Il Gattopardo“ oder zu Coppolas „Der Pate“. So blieb er zeitlebens ein sehr origineller „Tonalist“ und ein munterer Polystilist, was ihm die Fortschrittsjünger in Europa übel nahmen. Dabei komponierte das 1911 in Mailand geborene Wunderkind Rota schon im Alter von acht Jahren sein erstes Oratorium und war sein Leben lang auch in traditionellen Gattungen sehr produktiv: Ein Dutzend Opern, zahlreiche Ballett- und Bühnenmusiken, drei Sinfonien und elf Konzerte sind die Ausbeute eines Schaffensrausches, mit dem er „viel Humor und Optimismus, und ein wenig Nostalgie“ zu verbreiten suchte. Jetzt hat der Grazer Cello-Berserker Friedrich Kleinhapl, der zuletzt mit seinen wilden Beethoven-Deutungen Aufsehen erregte, die beiden späten Cellokonzerte Rotas, die er 1972 und 1973 als Diptichon anlegte, wiederentdeckt. Mit den auf hohem Niveau und sehr kompakt aufspielenden Philharmonikern aus Augsburg unter ihrem GMD Dirk Kaftan liefert er nun ein höchst beeindruckendes Plädoyer für den hartnäckig unterschätzten Rota ab, das vom ersten bis zum letzten Takt unter die Haut geht. Kleinhapl zeigt, dass Tonalität, Melodie, Schönheit und Humor auch im späten 20.Jahrhundert nicht ausgedient haben. Er agiert auch in Rotas Geschwisterkonzerten (das erste ist „romantisch“, das zweite „klassizistisch“) als entfesselter Ausdrucksmusiker, dem es primär um Wahrheit geht (statt um glattpolierte Schönheit). Sein mächtiger Guadagnini leidet, stöhnt, klagt und schluchzt, da bei ihm alles von starken, elementaren Gefühlen von Leidenschaft, Schmerz und Lebensintensität durchglüht ist. So reißt er uns mit seinem großen, herben, gemeißelten Ton in den Bann eines Rhapsoden und Geschichtenerzählers, der das Essenzielle, das Charakteristische, das Unbequeme und Echte jeder Schönfärberei vorzieht. Kleinhapl enthüllt hinter Rotas freundlichen Tonfällen Grundkräfte des Menschlich-Existenziellen, des Schicksalhaften, des Schmerzlich-Schönen. Erst in der leichteren Zugabe, einer Tanzfolge aus „Il Gattopardo“, in dem das Cello schweigt, merkt man, welches Feuer in diesem Herzensmusiker brennt.

Aus der Zeit gefallener Cello-Klang

Obwohl Friedrich Kleinhapl lange keinen öffentlichen Auftritt in seiner Heimat hatte, ist uns sein Celloton von vielen gefeierten CD-Einspielungen vertraut. Nun hat er mit dem Philharmonischen Orchester Augsburg unter Dirk Kaftan für sein Label „Ars“ Raritäten aufgenommen: Beide Cellokonzerte von Nino Rota. Unverkennbar schon der erste Bogenansatz im Konzert Nr. 1: Impulsiv, rau entfesselt der Grazer Cellist die ganze Charaktergröße seines Guadagnini-Instruments. Er setzt sich mühelos vor das plastisch gemischte Orchester, turnt in höchste Lagen und landet bald bei der ersten ausgesungenen Kantilene eines Programms, das trotz seiner Attraktivität eine echte Rarität darstellt. Denn Nino Rotas anachronistisches Oeuvre hatte – trotz seiner Erfolge als Filmkomponist einen schweren Stand im Diskurs seiner Zeit, vor allem in Europa. Auch seine Konzertmusik trägt wohl zurecht das Stigma des Unzeitgemäßen, wie etwa die beiden späten Cellokonzerte von 1972 und 1973. Deren bilderreiche Neoromantik mit Hang zu possierlichen Klangeffekten und markigen Orchestersprüchen wird kein Meilenstein der Musikgeschichte mehr. Aber sie sprudelt in wunderbaren Melodien, nimmt spannende Wendungen. Und sie bietet allerhand cellistische Freuden. Friedrich Kleinhapl ringt den Konzerten große musikalische Substanz ab, ohne in die Falle biederer Humorlosigkeit zu tappen. Er hat hörbar Spaß mit einem teilweise virtuosen Stoff, etwa mit der dämonisch vertrackten Tanz-Akrobatik im irren Allegro-Finale des ersten Konzerts. Er lässt zuvor wunderschön verschränkt mit dem unter Dirk Kaftan geordnet und manchmal enthusiastisch agierenden Orchester – die romantischen Melodien des Larghetto cantabile unwiderstehlich sehnsuchtsvoll wirken, verleiht ihnen Format und Würde, sodass wir bald ihre viel zu späte Entstehungszeit vergessen. Hier gelingen kostbare Momente, die einen starken Sog entwickeln. Dieser weicht in dem aus einem Mozart-Zitat (Violinkonzert KV 216) entwickelten Cellokonzert Nr. 2 einer dezenteren Stimmung, weil hier eine klassizistische Formdisziplin nur durch einige wenige dramatische Spitzen gebrochen wird. Zuletzt streut das Orchester noch die Tanzsuite ,,11 Gattopardo“ drüber und erleidet ohne seinen charakterstarken Solisten Schiffbruch im belanglosen Wohlklang.

Die Frage, ob Nino Rota, der Schöpfer von Filmmusik zu Klassikern wie „La Strada“ oder „Il Gattopardo“, komponieren konnte, stellt sich nicht. Spätestens der für die Melodien zu Francis Ford Coppolas Film „Der Pate II“ verliehene Oscar adelte den Tonkünstler. Was die Welt heute oft vergisst, sind seine über das Cineastische hinausgehenden Qualitäten. Zehn Opern, Dutzende Bühnenwerke Symphonien und Kammermusik machten den Komponisten Rota, der sich zeitlebens zu tonalen, traditionsreichen Wegen bekannte,aus. Er genoss das Schwelgen in reichen, von Klassik und Romantik geprägten Linien. Beim heimischen Cellisten Friedrich Kleinhapl sind die beiden eingespielten Cellokonzerte von 1973 in besten Händen. Hier ergibt sich nicht die Frage nach altmodisch oder Avantgarde (Rota ist davon weit weg). Die einfallsreiche, banal gesehen schöne Melodie steht im Mittelpunkt. Kleinhapl verzaubert mit zarten Solopassagen. Das Philharmonische Orchester Augsburg erzeugt unter Dirk Kaftan größte Spannung. Einfach eine lohnende Entdeckung!

Vor allem Filmkomponisten mussten die alten E- und U-Musik-Raster aushalten. War einer auf der Leinwand erfolgreich, wurden seine Konzertwerke als zweitklassig angesehen. Viele haben sich darein gefügt, nicht aber das ehemalige, vor Kurzem 100 Jahre alt gewordene Wunderkind Nino Rota, auf den in den letzten Jahren auch die klassische CD-Industrie ein interessiertes Auge geworfen hat. Neben Fellinis Zirkusmärschen und der Ersatzoper für Coppolas „Paten“ hat er nicht nur die wunderbar wehmütig dem 19. Jahrhundert nachempfundenen, zum Teil Verdi-Motive verarbeitenden Balltänze für Viscontis sizilianische Gesellschaftsstudie „Der Leopard“ geschrieben, die auf einer neuen CD das Philharmonische Orchester Augsburg unter dem exzellenten Dirk Kaftan moussieren lässt. Auch zwei schlanke, vielgestaltige Cellokonzerte gilt es zu entdecken. Friedrich Kleinhapl hat sie mit sonorem Ton und flexibler Rhythmik eingespielt. Rotas Spätstil ist dabei neoklassisch ausgewogen, auch wenn das erste Konzert mehr romantisch schwärmt.

Am 3. Dezember 2011 wäre Nino Rota 100 Jahre alt geworden. Als Filmkomponist machte er Geschichte, dass er auch Opern, Sinfonien und Konzerte schrieb, ist weniger bekannt. Diese stehen allerdings zu Recht im Schatten seines Schaffens für den Film. Nicht dass er in den 1970er-Jahren noch komponierte, wie man es schon in den 1870ern nicht mehr tat, ist das Problem, sondern dass er seine starken melodischen Einfälle nicht zur stringenten Form bündeln konnte, machen die Schwächen seines 1. und 2. Cellokonzerts aus. Diese hat Friedrich Kleinhapl mit kantablem Ton und expressiver Geste neu eingespielt, sehr gut auch das Philharmonische Orchester Augsburg unter Dirk Kaftan.

Friedrich Kleinhapls packend musiziertes Plädoyer für Nino Rota

München — Ruhm kann ein tückischer Begleiter sein. Das musste auch der italienische Komponist Nino Rota erfahren. Denn der Ruhm, den er mit seinen Filmmusiken errang, überstrahlte alles, was er für den Konzertsaal geschrieben hatte. Wer von Nino Rota spricht, der heute vor 100 Jahren in Mailand geboren wurde, denkt fast zwangsläufig an Filme von Luchino Visconti (zum Beispiel „Il Gattopardo“, 1963), Francis Ford Coppola („Der Pate“), Franco Zeffirelli („Romeo und Julia“) oder Federico Fellini (Orchesterprobe“). Wie ungerecht das ist, belegt eine neue CD-Einspielung, die der Cellist Friedrich Kleinhapl mit dem Pilharmonischen Orchester Augsburg vorgelegt hat. Denn neben einer Suite aus Rotas Filmmusik zu „Il Gattopardo“ sind darauf auch zwei Cellokonzerte Rotas enthalten. Die beidenKonzerte, in den Jahren 1972 und 1973 entstanden,lassen hörbar werden, über welchen Ausdrucksradius dieser Komponist verfügte. Denn trotz der direkten zeitlichen Nachbarschaft der Entstehung zeigen die beiden Konzerte ausgeprägt unterschiedlichen Charakter von schier überbordender Expressivität bis zum schlanken Neoklassizismus.

Intensive Gestaltungskraft

Friedrich Kleinhapl, der bereits durch eine Reihe eindringlicher Aufnahmen hervorgetreten ist, beweist sein Können im Fall der beiden ersten Cellokonzerte Rotas mit jederzeit sicherem Stilgefühl, vor allem aber mitmüheloser technischer Virtuosität und einer Intensität der Gestaltungskraft, die sofort in Bann zieht. Das PhilharmonischeOrchester Augsburg assistiert jederzeit aufmerksamund klangvoll.

AUF DER HÖHEREN SCHIENE

Die Cellokonzerte Nino Rotas werden, wenn sie nicht links liegen gelassen werden, als ‚charmant‘ bezeichnet, womit ihre Ernsthaftigkeit ipso facto in Frage gestellt wird. Nun ist Friedrich Kleinhapl angetreten, um den ultimativen Beweis zu liefern, dass die beiden Cellokonzerte des vor allem als Filmkomponist bekannt gewordenen Italieners ‚gute Musik‘ sind und nicht deshalb weniger Wert sind, weil sie als Kompositionen der 1970er Jahre nicht dem damaligen Trend zeitgenössischer Musik folgten.

Enrico Bronzi hatte uns bereits vor einigen Jahren mit hoch intensiven Interpretationen auf die beiden Konzerte aufmerksam gemacht. Friedrich Kleinhapl tut mehr als der Musik ein Maximum an Vitalität zu geben, er hebt sie auf die höhere Schiene, lässt ihre Struktur und ihren ganz persönlichen Charakter deutlich werden. Enrico Bronzi hatte gespielt, als sei es sein Letztes, als höre die Welt danach auf, zu existieren. Kleinhapl gestaltet vital, sicher, aber auch aus der Intelligenz eines gewieften Musikers heraus.

Das erste Cellokonzert Nino Rotas ist dramatischer als das zweite. In Harmonie mit Dirigent Kaftan inszeniert Kleinhapl mit Weitblick den spontanen Überschwang der Musik, die er den Ansprüchen höchster Kunst unterwirft. Die Kontraste zwischen den Passagen, wo das Cello vom Orchester getrieben wird, ein Verfolgter auf der Flucht, und jenen, wo es mit ergreifender Innigkeit des Ausdrucks in anderen Sphären schwärmt, werden deutlich wie nie zuvor. Das Larghetto cantabile ist von größtmöglicher Beseeltheit des Klangs, während die Rhythmik des Finalsatzes schon fast den Rang einer Shostakovich-Groteske erlangt. Eine seltsame tänzerische Leichtigkeit prägt den Satz, wird aber immer wieder durch einen hintersinnigen Lyrismus unterbrochen, dessen gewinnender Optimismus unüberhörbar ist.

Das Zweite Cellokonzert ist gemäßigter in seiner Dramaturgie und neoklassisch in der Faktur. Das stimuliert Kleinhapl offenbar sehr. Das Zitat aus Mozarts Violinkonzert KV 216 scheint den Weg zu bahnen für eine klassisch-leichte, verspielte Interpretation, die vielleicht als Ersatz dienen soll für das nie geschriebene Cellokonzert des Wolfgang Amadé. Friedrich Kleinhapl musiziert, wie er es eben so gut kann, mit einem immer voll durchgeistigten, unendlich flexiblen, lupenrein intonierten Celloklang, der Nino Rotas Musik in einem Maße veredelt, wie ich es in diesem Werk noch nie gehört habe. Diesen exquisiten Klangluxus braucht diese Musik, um, wie in vorliegendem Fall, zur sinnlich-musikalischen Delikatesse zu werden, die einem im Ohr zergeht! Zum Genuss trägt auch das von Dirk Kaftan inspiriert geleitete Orchester bei, und die Surround-Tontechnik kleidet alles in ein wunderbar gut ausbalanciertes Klangbild, das keine Wünsche offen lässt.

Die Suite ‚Il Gattopardo‘ ist ein charmanter Füller, der mich etwas frustriert… Mir fehlt ganz einfach der Kleinhapl…

Nino Rota: Cellokonzerte Eine schöne Wieder-Entdeckung der anderen Seite des Filmkomponisten

Die Karriere von Nino Rota verlief schon in frühen Jahren außerordentlich erfolgreich: Im Alter von nur 12 Jahren dirigierte (!) der gebürtige Mailänder ein von ihm komponiertes Oratorium für Solisten, Chor, Orchester und Orgel; als 14-jähriger schrieb er seine erste Oper. In den 1930er Jahren genoss er in Italien und in den USA eine hervorragende Ausbildung, zeigte sich begeistert von den Komponisten der Romantik und der klassischen Moderne, aber auch von den jazzorientierten Werken Aaron Coplands und George Gershwins.

Erfolgreicher Filmkomponist
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er seine Laufbahn als überaus erfolgreicher Filmkomponist und arbeitete dabei mehr als 35 Jahre mit Federico Fellini zusammen; aber auch mit Ludovico Visconti und René Clément verbanden ihn viele gemeinsame Filmprojekte. Bis in sein Todesjahr 1979 komponierte Nino Rota Musik für insgesamt 158 Filme, 1975 erhielt er als Krönung den Oscar (für die Musik zu Coppolas „Der Pate II“).

Der unbekannte Rota
In diesem Zusammenhang ging zum Teil völlig unter, dass Rota auch in den klassischen Gattungen – wie Oper, Sinfonie, Konzert und Kammermusik – tätig war und regelmäßig neue Werke veröffentlichte. Die internationale Avantgarde nahm ihn hierbei nicht ernst und ignorierte ihn als vielschreibenden Filmkomponisten. So ist Rotas umfangreiches kompositorisches Werk bis heute nahezu unbekannt.

Cellokonzerte – adäquat umgesetzt.
Der österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl hat sich gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Augsburg unter der Leitung von Dirk Kaftan zwei Cellokonzerten Rotas angenommen. Es handelt sich um Werke aus den Jahren 1972/73, die im Stile des Neoklassizismus romantischen bzw. klassischen Vorbildern folgen. Kleinhapl spielt die Werke mit großem Engagement und bewältigt auch die rasantesten virtuosen Abschnitte mit Bravour. Dabei wendet er stückadäquat einen „großen“, romantischen Ton an. Die beiden langsamen Sätze geraten zu außerordentlich schönen Höhepunkten, da Kleinhapls Cellospiel hier für die unbedingt notwendige Wärme sorgt. 

Das Philharmonische Orchester Augsburg ist dem Solisten ein ideales Begleitorchester, das sich nie zu sehr in den Vordergrund drängt. An einigen Passagen, besonders bei orchestralen Solo-Stellen, hätte man sich vielleicht noch ein wenig mehr Strahlkraft gewünscht.

Abgerundet mit Bekanntem
In der Tanzfolge aus dem Visconti-Klassiker „Il Gattopardo“ (1962) ist dann der Filmkomponist Rota in Reinkultur zu hören. Das Augsburger Orchester präsentiert diese Adaption romantischer Tanzmusik des späten 19. Jahrhunderts (die im Film den festlichen Ball einer dekadenten sizilianischen Adelfamilie unterlegt) in Bestform.

Emotional. Von Dirk Kaftan am Pult der Augsburger Philharmoniker feinfühlig unterstützt, interpretiert der in Höchstform spielende Grazer Friedrich Kleinhapl die beiden Cellokonzerte (1972 und 1973) des italienischen Filmkomponisten Nino Rota mit brillanter Virtuosität, souveräner Gestaltungskraft und packender Emotionalität.

Kritik zur CD – Beethoven Sonaten II

Ensemble, Anja Renczikowski

Nach den frühen Sonaten haben der österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl und der deutsche Pianist Andreas Woyke nun die späten Sonaten op. 102 von Ludwig van Beethoven aus dem Jahr 1815 aufgenommen. Mitreißend ist ihre Spontaneität und ungewöhnlich eigenwillig ist der Zugriff auf diese Werke. Im Booklettext wird klar: Die beiden Musiker deuten die beiden Sonaten von der Biografie des Komponisten her. Persönliche Krisen und politische Umbrüche drücken sich in einem unerschrocken, unorthodoxen Spiel aus. Kribbelig, nervös erklingt das Cello, manchmal geradezu aggressiv mit kurzen Bogenschlägen, begleitet von stechenden Akzenten auf dem Klavier. Schönklang ist das nicht. Aber das scheint auch nicht das erklärte Ziel der Musiker. Vielmehr wollen sie mit ihrer ungestümen und scharfen lnterpretation der Zerrissenheit der Persönlichkeit Beethovens nahekommen. Das mag nicht jedem gefallen, aber die rasante, atemberaubende Einspielung mit starken Kontrasten, abrupten Pausen und ungewöhnlichen Phrasierungen erscheint durch und durch konsequent und an keiner Stelle manieriert. Ungewöhnlich ist auch die Entscheidung, die ursprünglich geplante Interpretation des Variationszyklus durch eine eigene Transkription der Violinsonate Nr. 10 zu ersetzen, die dann, zwischen den beiden Cellosonaten platziert, wie ein lyrisches Zwischenspiel klingt. Eine mutige und außergewöhnliche Einspielung..

Kritik zur CD – Max Bruch

Giessener Anhalter, Thomas Schmitz-Albohn

In herrlich süffigem Musizieren betreibt der österreichische Star-Cellist Friedrich Kleinhapl in seinem neuen Album eine schöne Ehrenrettung für einen aus der Zeit gefallenen Komponisten: Max Bruch (1838 bis 1929) blieb stets der Romantik verhaftet und hegte eine Abscheu gegen alles Zeitgenössische. Zudem stand ihm der frühe Erfolg mit seinem genialen Wurf, dem 1868 uraufgeführten Violinkonzert g-Moll, zeitlebens im Weg. In den hier versammelten Konzertstücken – darunter das Kol Nidrei op. 47, die Transkription der Viola-Romanze op. 85 sowie die Suite für großes Orchester op. 79 b – macht der Zuhörer aber Bekanntschaft mit einem zu Lebzeiten hoch geachteten Komponisten, der die Handhabung des Instrumentariums perfekt beherrschte und zudem ein Melodiker mit dem Hang zu großen Gefühlen war. Bruchs romantisches Schwelgen mündet bei Kleinhapl in elegantes, formvollendetes Musizieren mit größtmöglicher Tonschönheit. Er kostet die reizvollen Stücke genüsslich aus, und sein Strich ist wiederum von einer solchen Leichtigkeit, dass auch diese Einspielung für den Hörer der reine Genuss ist.

MELODISCH

Viele Klassikhörer verbinden mit dem Namen Max Bruch nur ein einziges Werk: Sein Konzert für Violine und Orchester Nr.I in g-Moll – und unter dieser Tatsache hat der Komponist schon zu Lebzeiten gelitten. Diese wunderschöne CD mit unbekannten Werken für Cello und Orchester lädt dazu ein, den zu Unrecht unterschätzten Komponisten neu zu entdecken. Einen besseren Anwalt als Friedrich Kleinhapl hätte selbst Max Bruch sich dafür nicht wünschen können. Kleinhapl spielt die durchweg langsamen und melodieseligen Werke mit großer Einfühlung und einem fast altmeisterlichen satten, voluminösen Ton, der seinesgleichen sucht. Ein weiterer Pluspunkt: Das hervorragend disponierte Tschechische Radio Sinfonie Orchester sowie die warme, transparente und bis ins Detail austarierte Akustik der CD. Klassikeinsteiger werden die Platte genau so lieben wie fortgeschrittene Romantiker und – Sorry, Herr Bruch – Bruchstücke-Sammler.

FRIEDRICH KLEINHAPL STRIKES WITH BRUCH

I’d never heard of cellist Friedrich Kleinhapl when a PR blitz accompanied by a release of a recording Beethoven’s first three Cello Sonatas brought him to my attention in late 2009. I approached the affair with my usual skepticism – but before even hearing all of the CD the first time around, I was won over. And not just I. Kleinhapl left a trail of impressed critics on his 2009 Beethoven-sonata tour on the East Coast. Writing in the New York Times, Steve Smith attested that “Purists would have been scandalized. But Mr. Kleinhapl and Mr. Woyke supported their idiosyncratic vision of Beethoven with unimpeachable virtuosity and a thrilling unanimity of spirit.” And the usually measured Celia Porter wrote in the Washington Post that Woyke and Kleinhapl created “scenes of exciting havoc, their performance was driven and unorthodox, leading the audience to the brink of the music’s emotional abyss.” Chicago Sun-Times critic Andrew Patner, responding to a recital broadcast, simply exclaimed “Wow! What an exceptional player”. The result on CD might not have been as idiosyncratic as the artists seem to have thought, but the performances are certainly superbly played and totally compelling. That verdict is shared among most cellist and critics I know who, without taking away anything away from the cellist’s achievement, all noted that Andreas Woyke’s pianism on the disc was particularly outstanding.

Naturally the first disc of Beethoven Sonatas (Best Recordings 2009, No.5, see also: “Beethoven Unleashed – Cello Sonatas at the Austrian Embassy”) left me wanting to hear the remaining sonatas, too [it wasn’t initially planned as a ‘volume one’ and ‘volume two’ release]. The waiting was over some time last year when Kleinhapl and Woyke released what is de facto volume two – complementing the remaining two sonatas (opp. 102) not, as is virtual industry standard, with Beethoven’s Magic Flute & Handel Variations for Cello and Piano, but with his last Violin Sonata (op.96) transposed for cello. When I spoke to him in January, Kleinhapl told me his reasons for that somewhat unusual choice.

“As I told you last year, I was always afraid to play Beethoven; I felt at first that I wouldn’t be able to understand Beethoven. But then we tried to find our own way… and I think we found our way [with volume one], and then we started to have a look at the late sonatas and it seemed to be a completely different world than the first three sonatas. I think you can feel in an astonishing, clear way that Beethoven changed his composing style. These two sonatas are at the beginning of his late style and you feel it in an extreme way. And the second theme for us was that we first planned to record the Cello Variations. But then we thought that the music isn’t really that expressive, but rather on the charming and light side, and we decided to transcribe his Tenth Violin Sonata, which is an amazing romantic piece, completely different in style and expression than the two last cello sonatas and so we decided to offer [op.96] as a contrast to the cello sonata. That was, I think, the point when we decided to do that… to do the follow up. It was a long way to come to that decision, actually. The Violin Sonata was written in a period when LvB was quite happy; he was in love with that unknown ‘immortal beloved’. But in the following months, many different difficulties beset him, and I think you can hear this personal change in the next year, in 1814, starting in late 1813. That year and the following Beethoven started to concentrated more on successful ‘opportunistic’, commercial—but not particularly inspired—music (“Wellington’s Victory” and “Name Day Overture”) and in 1815 he ended up in a personal crisis where he wrote only two important pieces. And those were these two cello sonatas. And with those two pieces he started his late style. The characters of op.96 and opp.102 couldn’t be more different, but they also let you trace the transition from middle to late style… With the cello sonatas, you’ve got Beethoven’s late style out of the gates. The violin sonata, meanwhile, is not so much representative of his middle style but actually unique in Beethoven’s œvre. It is very melodic, it seems to remind a bit of Schubert, even prefigure Brahms a bit; it’s the most lyric piece I know of Beethoven’s. The cello sonatas, meanwhile, are very rhythmical and extremely condensed. Many themes are only suggested and this change of style cumulates in the fugue in the Fifth Sonata, which was his first big fugue.”

I wonder if the act of transcribing an act of selfishness—because he likes the work and simply wanted to play it or whether there was also a benefit for the listener hearing it on the cello, rather than on the violin. He suggests the latter, understandably, but hedges by emphasizing that it ultimately comes down to personal opinion. The Kreutzer Sonata, for example—though transcribed by Beethoven-student Czerny—he thinks can’t be made to work for the cello at all. (There are other pieces he can also think of not working… but Mahler songs, for example, he loves playing on the cello.)

I went back to listen to the disc again and again… then and now, but my impression never got much better than it had been on initial sampling: Somewhat inexplicably, ‘volume two’ is a flop to these ears. There’s nothing bad, per se, but none of the performances (except perhaps the pianism in the Adagio of op.102/1) ever takes off, and the transcription of op.96 doesn’t work at any level for me.

It’s a ungainly affair to write about releases I don’t believe in (unless they’re high-profile failures that are delicious to take down), and I wouldn’t have written even that much (unless prodded), had it not been for another Kleinhapl CD to come across my desk recently; this time without Woyke but an orchestra – bringing together all the bits for Orchestra and Cello by Max Bruch. The result, much like the first Beethoven disc, is superb—and several other of the 15 synonyms my Microsoft Office Thesaurus can provide, too. It’s the high-romantic cello+orchestra equivalent of an ice cream sundae, with topping, two bourbon vanilla scoops, raspberry syrup, sprinkles and nuts, and whipped cream.

Bruch is an unabashed melodist and his Kol Nidrei, with which the disc opens, is the epitome of romantic writing for orchestra and cello. Kleinhapl and the Czech Radio Symphony Orchestra under Jan Kučera offer an impassioned, searing performance that can withstand comparison with the very best, including my (historical) favorite, the more regal but less fervent Pierre Fournier. But Bruch wrote more than Kol Nidrei for cello and orchestra… and where it isn’t the cello Bruch intended (such as in the gorgeous Romance for Viola and Orchestra, op.85), Kleinhapls sets about to transpose again… to a much, much happier result here than in the Beethoven sonata.

The three other—genunine—works for cello and orchestra are the Canzone op.55, the Celtic Adagio op.56, and the Ave Maria op.61, a take-off on a motif from the dramatic cantata “The Cross of Fire” op.52. They’re all about a minute or two shorter than the ten-minute Kol Nidrei; they’re all of Bruch’s easily digestible gorgeousness. To top the disc off (and bring it to over sixty minutes runtime), the Czech RSO performs the Suite for large Orchestra, op.79b, based Russian folk tunes. The performance presents the work as the flowery bouquet of indulgent romanticism. I wrote about it for WETA before [Orchestral Music You Didn’t Know You Love (Max Bruch)]: “In these Russian Suites, [a work] that Bruch orchestrated later for good money and personal pleasure, Bruch works humble wonders of evocative tunes and harmonies; the stuff Howard Shore would probably kill for. (Not that plagiarizing Richard Strauss doesn’t work well enough for him…)”

The Orchestra, which I’ve heard elsewhere described as “inexpensive, flexible, excellent”, was recommended to Kleinhapl as ‘well possibly be the best Czech Orchestra at the moment’. The recording certainly doesn’t suggest otherwise and Kleinhapl was astonished by how very easy-going yet energetic the orchestra worked: “It was such a fine experience working with this quite a young orchestra… they have a very positive attitude, are very interested, and seemed not just to do their job, but really be into it.” That’s not fluff, in this case, you can hear it.

KLEINHAPL SPIELT BRUCH

Dass Friedrich Kleinhapl nicht längst als einer der größten Cellisten unserer Zeit weltweit bekannt ist, ist eines der Schandmäler der heutigen Musikwelt. Denn er ist es! Bruchs ‚Kol Nidrei‘ mit Kleinhapl ist gewissermaßen eine Wiedergutmachung an diesem Werk, das in dieser Aufnahme seine wirkliche Größe erhält. Kleinhapl und sein Dirigent Jan Kucera zeigen, dass man keine zwölfeinhalb Minuten braucht, um das Stück zu spielen (wie Hanna Chang mit Rostropovich) und nicht dabei schluchzen muss, als habe man nur Todsünden zu bereuen (wie Misha Maisky), sondern das Gebet aufrichtig singen kann, ohne in Gefühlsduselei zu machen. Und welch ein Gesang! Kleinhapl vermeidet übliche Effekte, das Spiel bleibt klar und zielgerichtet, mit größter Ernsthaftigkeit und Noblesse, mit wunderbar melodiösen Legatobögen.

Auch in den folgenden Stücken, der ‚Canzone‘, dem ‚Adagio‘ nach keltischen Motiven und der ‚Romanze‘ (original für Bratsche, für Cello bearbeitet von Friedrich Kleinhapl) bestechen das Maß der Emotion, die Klarheit der Tongebung, und somit letztlich ein Cellospiel von einer solchen durchgeistigten Biegsamkeit und einer solchen beseelten Schönheit des Klangs, dass man aus dem Schwärmen nicht heraus kommt. Die farbig und dynamisch voll ausgelotete, der Volksmusik verpflichtete Suite über russische Themen op. 79b beschließt das Programm.

Supersonic – M. Bruch: Kol Nidrei op. 47, Canzone op. 55, Adagio op. 56, Romanze op. 85, Ave Maria op. 61, Suite für großes Orchester op. 79b; Friedrich Kleinhapl, Cello, Tschechisches Radio-Symphonieorchester Prag, Jan Kucera; 1 SACD Ars Produktion ARS 38 090; 11/10 (63’48)

Friedrich Kleinhapl Cellist

Dass er viel von der Schönheit der Melodien versteht, hat Friedrich Kleinhapl, Grazer Cellist mit belgischen Wurzeln, längst bewiesen. Sein Klangideal, den Celloton möglichst nahe an die menschliche Stimme heranzuführen, führte zur Zusammenarbeit mit Christa Ludwig, seine CDs mit Beethoven-Sonaten heimsten Preise ein. Nun greift er mit der neuen CD ins Volle des Melodienzaubers. Es gilt, Max Bruch wiederzuentdecken, für den die wahre Gestalt der Musik in der Melodie lag. Während jüngst auch Geiger wie Daniel Hope sich mit dem populären Violinkonzert für den Fundamentalromantiker Bruch (1838-1920) einsetzten, besteht bei den Cellisten Nachholbedarf, wenn man von „Kol Nidrei“ absieht. Das elegische Stück, Eröffnungsgebet des jüdischen Feiertags Jom Kippur, steht auf dem „Speiseplan“ der Cellistenausbildung. Wiederzuentdecken Weniger bekannt sind höchst kantable Cellowerke wie „Ave Maria“, das „Adagio nach keltischen Motiven“ oder die „Canzone“ op. 55, die Kleinhapl der Vergessenheit entreißen will. Es ist eine CD geworden, die man gern auflegt, auch das orchestrale Team um Friedrich Kleinhapl zeigt sein Bestes. Es war das Tschechische Radiosymphonieorchester unter der sorgfältig aussteuernden Leitung von Jan Kucera, die den warmen Celloton ausgezeichnet umhüllt. Eine Stunde lang kann man in melancholischer Melodienseligkeit schwelgen, erst zuletzt, in Bruchs Suite für großes Orchester schwingt sich der Tonfall zu tänzerischen Ausbrüchen auf. Friedrich Kleinhapl musiziert jedenfalls virtuos auf mitreißender Höhe – und einem Wunderinstrument. Der Klang des Violoncellos von Giovanni Battista Guadagnini, Piacenza 1743 („ex von Zweygberg“) aus der Sammlung der Oesterreichischen Nationalbank, das er seit 2008 spielen kann, ist farblich zu berauschend breiter Palette fähig. Friedrich Kleinhapl zählt nicht gerade zu den besonders hochgewachsenen Menschen, und er erzählt im SN-Gespräch freimütig davon, wie er sich schon in seinen Ausbildungsjahren in Paris bei Philipp Mueller eine eigene Spieltechnik zurechtgelegt hat. Sowohl sein Vater als auch sein Bruder – beide Techniker -hätten ihn nach biomechanischen Maßstäben beraten, auch Bögen wurden eigens angefertigt.

All dies ist auf der CD nicht zu hören, dennoch ist die liedhafte Musizierhaltung von großer Wirkung. Als einen „der vielversprechendsten Musiker einer neuen, jüngeren Generation“ bezeichnete Dirigent Valery Gergiev den Österreicher nach einem Auftritt mit dem Mariinski-Orchester, ein Adelschlag, auf den Kleinhapl nicht unstolz ist. Mittlerweile hat er die Konzerthäuser von Europas Metropolen über die USA und China bespielt, Orchester wie die Wiener und Münchner Symphoniker oder das Simón Bolívar Orchestra Venezuela haben ihn als Solisten eingeladen. Vor allem mit seinem Klavierpartner Andreas Woyke gab er eine Reihe von Kammermusikabenden, die Sonaten-CDs der Musikergemeinschaft, Beethoven und Rachmaninow, wurden preisgekrönt. Anzunehmen, dass die neue CD ebenfalls steile Karriere macht. CD: Max Bruch, „Pieces for Violoncello and Orchestra“, Friedrich Kleinhapl, Cello, Tschechisches Radiosymphonieorchester, Jan Kucera, ARS 38090. kleinhapl.com.

Star-Cellist Friedrich Kleinhapl „singt“ neuerdings Max Bruch

Nach der von der Fachpresse bejubelten Einspielung sämtlicher Beethoven-Cellosonaten mit seinem Duo-Partner Andreas Woyke wendet sich Friedrich Kleinhapl auf seiner jüngsten CD- Veröffentlichung bei „Ars“ einem gänzlich anderen Fach zu: Mit dem Sinfonieorchester des Tschechischen Rundfunks (SOCR) unter dem Dirigat von Jan Kucera hat der Grazer Cellist in Prag Max Bruchs Konzertstücke für Violoncello und Orchester aufgenommen, erweitert um eine eigene Bearbeitung der Bratschen-Romanze op.85 sowie die Orchester-Suite op. 79b nach russischen Volksmelodien. Bruch sei ein „Sänger auf Saiten“, stellt Kleinhapl im Klappentext fest, und seine Behauptung, dass sich die ganz auf der (Volks-)Melodie fußenden romantischen Gefühle in Bruchs Musik auch im 21. Jahrhundert nicht überholt haben, belegt er mit dieser Studio-Aufnahme vom November 2010 eindrucksvoll.

Sie ist ein Fest des singenden Cellos und bietet Klassik-Einsteigern wie -Kennern die lohnende Gelegenheit, Kleinhapls wundervollem Guadagnini-Instrument von 1743 durch ein genüssliches Bad in romantischen Kantilen zu folgen: Warm empfangen die Streicher des SOCR den Solisten im bekanntesten Cello-Stück Bruchs, dem „Kol Nidrei“ nach hebräischen Melodien op. 47. Bald schwingt sich Kleinhapl auf zu expressiver Sehnsucht, ohne dem allseits drohenden Pathos zu erliegen. Dennoch ist zu hören, dass Bruchs „Glut“ in Kleinhapl „auf Resonanz stößt“, wie es im Programmheft heißt. Meisterhaft, wie sich die letzte Figur des 1881 komponierten Werks aus erdiger Tiefe in fragile Höhen schraubt: In diesem Strich ist bei aller Emotionalität stets viel Luft zu hören, die später, etwa im „Adagio“ nach keltischen Melodien, faszinierende Klang-Variationen zu Tage fördert.

Dies ist ein ganz anderer Friedrich Kleinhapl als jener, der beim späten Beethoven in ein wahrhaft verstörendes, fatalistisches Wühlen verfallen ist. Charmant seine Transkription der „Romanze“ für Viola und Orchester, nie säuft seine Interpretation in schwersüffiger Moll-Atmosphäre ab. Berührend schließlich das innige, von zarten virtuosen Figürchen durchzogene „Ave Maria“ op.61.

Weich singt das Cello

13 als Glückszahl: Nach einer Serie von Duo-Aufnahmen musiziert Friedrich Kleinhapl auf seiner 13. CD mit einem Orchester

Nachdem sich der Grazer Cellist Friedrich Kleinhapl in den letzten Jahren bei seinen CD-Aufnahmen vor allem der Sololiteratur (Johann Sebastian Bach) und gemeinsam mit seinem getreuen Klavierpartner Andreas Woyke dem Duo-Repertoire gewidmet hatte, wurde es Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen. Da er zuletzt mit einem Orchester bei der Ersteinspielung einer Novität vor dem Mikrofon saß, als 2008 die Uraufführung von Dirk D’ases Cellokonzert mit dem Wiener Concert-Verein unter Ulf Schirmer im Wiener Musikverein live mitgeschnitten wurde, wollte die Wahl des Repertoires für die erste Studioproduktion mit einem Orchester gut überlegt sein.

Der Zufall kam Kleinhapl zu Hilfe: Bei einem Gastspiel in New York stieß er in einem Antiquariat auf die „Canzone“ op. 55 für Cello und Orchester von Max Bruch, von dem er dann auch noch das „Ave Maria“ op. 61 fand. Damit war die Idee geboren, die CD ganz Max Bruch zu widmen, um zu zeigen, dass der deutsche Spätromantiker mehr als nur das berühmte Violinkonzert in g-Moll komponiert hat. Dass zuvor nur Ofra Harnoy und Julius Berger ähnliche Konzepte realisiert haben, sichert Friedrich Kleinhapls neuem Album hohen Repertoirewert. Die CD besticht aber auch durch ihre hohe Interpretationsqualität, denn Friedrich Kleinhapl nutzt Bruchs melodische Schönheiten, um sein Guadagnini- Cello von 1743 mit weit gespannten Phrasierungen weich und expressiv singen zu lassen. Als versierter Bearbeiter hat er sich auch zwei nicht für das Cello bestimmte Werke Bruchs zwingend angeeignet, das berühmte Gebet „Kol Nidrei“ und die Viola-Romanze in F-Dur. Und das Sinfonieorchester des Tschechischen Rundfunks, das ihm unter Jan Kucera aufmerksam zur Seite steht, rundet das Raritätenprogramm mit der ersten der fünf Orchestersuiten Bruchs ab. Demnächst verstärkt der steirische Paradecellist seine Wien-Präsenz: Am 22. Mai tritt er in einer Staats Opern-Matinee mit der legendären Mezzo-Diva Christa Ludwig auf und am 31. Mai gibt er im Wiener Konzerthaus ein Benefizkonzert für kranke Kinder.

Max Bruch war eine letztlich tragische Figur in der Musik des späten 19. und vor allem frühen 20. Jahrhunderts. Frühbegabt und zunächst durchaus erfolgreich musste er es als tief enttäuschend empfinden, dass um die Jahrhundertwende das Interesse an seiner Musik rapide nachließ.

Tief konservativ lehnte er die neudeutsche Schule und das Wagnersche Musikdrama vehement ab und hegte gegen alles Moderne und Zeitgenössische eine gesunde Abscheu. Ab der Jahrhundertwende mehrten sich die immer heftigeren Ausfälle gegen jüngere Kollegen wie Richard Strauss oder Max Reger. Bruchs eigene Musik hingegen erstarrte zusehends in einem Akademismus, der sich allen Neuerungen konsequent verweigerte. Hinzu kam wohl, dass er den Riesenerfolg, den ihm sein erstes, 1868 uraufgeführtes Violinkonzert in g-Moll bescherte, zeitlebens nicht wiederholen konnte, letztlich wohl eine Hypothek für sein gesamtes späteres Schaffen, nicht nur für die späteren Konzerte, sondern auch für die zahlreichen Chorwerke und die fünf großen Oratorien.

Musik eines erzromantischen Konservativen

Bruch starb 1920, verbittert, enttäuscht über die politischen Entwicklungen nach der Kaiserzeit und voller Unverständnis für die musikalischen Entwicklungen seiner Zeit. All das alles ändert nichts daran, dass man bei Bruch immer wieder auf sehr schöne Werke stößt, die – abgesehen vom ersten Violinkonzert – im Konzertbetrieb freilich keine Rolle spielen. Schon von daher lohnt die CD Friedrich Kleinhapls und des Tschechischen Radio-Sinfonieorchester unter Jan Kučera.

Friedrich Kleinhapl gehört zu den hochinteressanten Cellisten unserer Zeit, erst unlängst machte er mit einer außergewöhnlichen, Gesamtaufnahme der Cello-Sonaten Beethovens auf sich aufmerksam. Mit teilweise rasanten Tempi betont Kleinhapl das immer wieder unwirsch Expressive, Extreme aber auch tief Emotionale in Beethovens Kammermusik – ein interpretatorischer Ansatz, der sich ähnlich beim Hochromantiker Max Bruch freilich nicht anbietet. Den spielt Kleinhapl mit einem Maximum an Expressivität und Tonschönheit, mit Tempi, die die über 30 Jahre hinweg entstandene, aber letztlich sehr ähnlich klingenden und durch die Bank melancholischen Stücke angenehm im Fluss halten und sie nicht im Pathos ertränken. Musik eines erzromantischen Konservativen – wunderschön zu hören.

Kritik zur CD – Beethoven Sonaten II

Ensemble, Isabel Fedrizzi

Ludwig uan Beethouen Cellosonaten op. 102 Nr. 1 und 2, Bearbeitung der Violinsonate op. 96 Friedrich Kleinhapl, Violoncello Andreas Woyko, Klavier Ars 18 085 SACD (Vertrieb: Note 1) An dieser CD ist einiges ungewöhnlich: die Werkauswahl, die Musikerpersönlichkeiten und auch ihre Interpretation. Der wenig bekannte, aber exzellente Crazer Cellist Friedrich Kleinhapl hat mit dem Pianisten Andreas Woyke einen ebenbürtigen Duopartner an seiner Seite. Vielleicht weil er den lau und andere Musikrichtungen ebenso pflegt wie die Klassik, scheint er genau der Richtige zu sein für eine so knorrige, mutige Interpretation der zwei radikalen Spätsonaten Beethovens op. 102 Nr. 1 +2 von 1815: Die große Schluss-Fuge der D-Dur-Sonate gerät so frei, wie man sie kaum gehört hat. Hier verbinden sich der volle Ton des Cuadagnini-Cellos und der brillant-große Klang des Fazioli zu einem herb-schönen Ganzen. Spannend auch die Bearbeitung der Violinsonate op. 96 ab Kontraststück zwischen den Sonat

Ein weiterer großartiger Interpret aus Österreich ist der Cellist Friedrich Kleinhapl, der bei seiner Wiedergabe von Beethovens späten Cellosonaten op. 102 und der von ihm arrangierten Cello-Fassung der Violinsonate op. 96 G-Dur zu einem „sprühenden Funkenflug und lyrischen Zaubern“ einlädt. Die Ankündigung im Beiheft verspricht keineswegs zu viel, denn Kleinhapl verfügt über einen schier unglaublich weichen Strich und ist in der Lage, seinem Instrument von Giovanni Battista Guadagnini (1743) die feinsten Nuancen zu entlocken. Mit enormer Musikalität und sicherem Stilgefühl legen Kleinhapl und Woyke die aufwühlende Expressivität der beiden Cellosonaten bloß, in denen Beethoven radikal zu Werke geht, auf Gesanglichkeit verzichtet und Themen oft nur bruchstückhaft anreißt, Gefühlsgegensätze prallen aufeinander; alles ist gesteigerter Ausdruck. Dagegen macht das Duo in der von ihm bearbeiteten Violinsonate mit einem lyrischen Beethoven bekannt. wie man ihn in dieser Innigkeit und stillen Heiterkeit selten zu hören bekommt. Eine gelungene Adaption!

Das Duo Kleinhapl-Woyke, das 2003 aus einer Begegnung des deutschen Pianisten Andreas Woyke und dem Grazer Cellisten Friedrich Kleinhapl entstand, weist neben einer bedeutenden Konzerttätigkeit in Europa, Amerika und Asien mehrere CD-Einspielungen des deutschen Labels ARS auf, die dem Duo wichtige Anerkennung seitens der internationalen Presse einbrachten. Sie erhielten den prestigeträchtigen Excellentia-Award für die Einspielung der ersten drei Sonaten, die 2008 aufgenommen wurden und 2009 erschienen sind   (die erste der beiden CDs, die hier rezensiert werden). Die Gesamteinspielung der Beethoven-Sonaten wurde jetzt mit einer zweiten CD abgeschlossen, die schon wie die erste in der Grazer Helmut-List-Halle live aufgenommen wurde.

Schon beim ersten Anhören überrascht der interpretative Gestus  der beiden Künstler. Anstatt der üblich gängigen Interpretationsweisen wählen sie einen eher expressionistischen  Zugang. Statt klassischer Objektivität und Nüchternheit folgen sie der Vorstellung eines Komponisten, der in selbst gewählter Isolation lebt und von einem äußerst produktiven Schaffensdrang getrieben ist, was Berichte seiner Zeitgenossen und seine eigenen Aufzeichnungen belegen. Die beiden Künstler machen dieses Bild Beethovens zur Leitlinie ihrer Interpretation und wagen den eher verpönten Ansatz, Werk und Biographie eng zu verbinden.

So tritt mit großer Deutlichkeit die explosive Kraft der beiden Cellosonaten op.5 zu Tage, die  1796 komponiert und von Beethoven selbst mit dem Widmungsträger  Jean-Louis Duport in Anwesenheit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II aufgeführt wurden. Diese explosive Kraft zeigt sich besonders in den sehr bewegten Tempi der Allegri, die in ihrer Dynamik weit von jeder Galanterie des 18. Jahrhunderts entfernt sind, wie im ersten Satz der Sonate op. 5 Nr.1 oder im beinahe wild bewegten Scherzo Allegro molto der Sonate op. 69, die bei Kleinhapl zu einem düsteren romantischen Parforceritt wird, der an die Worte Beethovens auf dem Widmungsblatt der Sonate erinnert: “Inter lacrima et luctus“.

Der volle Klang des von Kleinhapl gespielten Guadagnini-Cellos wird manchmal rau, in den kantablen Passagen hingegen hat er eine Eloquenz und Fülle von großer emotionaler Dichte, aus der  Momente völliger Kantabiltät entstehen, wie in den beiden “lyrischen“ Sonaten op. 102 aus der letzten Schaffensperiode Beethovens, die von Kleinhapl und Woyke im Licht der aufbrechenden Romantik gespielt werden.

Überraschend die Entscheidung, den Beethoven Zyklus statt mit den Variationen mit der von den beiden Künstlern verfassten Transkription der Violinsonate op.91 Nr.10 zu vervollständigen: eine “extravagante“ Wahl, aber stimmig durch die kongeniale Interpretation der beiden Musiker und gerechtfertigt, wie im Booklet ausgeführt wird.Daraus entstand eine an Schubert erinnernde Kantabilität , der der bernsteinfarbene Klang des Cellos die Patina melancholischer Strenge verleiht.Absolut hervorragend und von höchster Qualität die Leistung des Pianisten Andreas Woyke, technisch auf höchstem Niveau und stets darauf achtend, die reiche Klangfülle des Fazioliflügels auszuloten.

Eine exzellente SACD Aufnahme von großer Räumlichkeit und außergewöhnlicher Präsenz. 

ins Deutsche übertragen: Maria Ehrenreich

Ohne Maulkorb

„EXCELLENTIA AWARD“

Künstler, die alles anders machen als ihre Kollegen, sind eigentlich suspekt. Besonders, wenn die Stücke, die sie spielen, zum Upper Level der Literatur gehören. Oftmals haben wir es dann mit allzu recherchierten, erzwungenen und entsprechend manierierten Lesarten zu tun. Und manchmal drängen sich aber auch solche Interpretationen ganz einfach als richtig auf. Das war so bei den drei ersten Cellosonaten Ludwig van Beethovens mit dem Duo Kleinhapl-Woyke (Excellentia im Pizzicato) und es verhält sich nicht anders mit den beiden kurzen Sonaten des Opus 102 aus dem Jahre 1815. Schon die Wiener Allgemeine Musikalische Zeitung hatte die beiden Werke als sonderbar und ungewöhnlich bezeichnet. Vielleicht hatten sie ja damals so geklungen wie heute bei Kleinhapl und Woyke und sind nur im Laufe der Jahre übertüncht und gebändigt worden, zu einigermaßen salonfähigen Stücken, wie wir sie in diversen Interpretationen kennen.

Auf dieser CD jedenfalls ist alles Brave verschwunden, und die beiden Werke führen unmittelbar ins Innere der Beethovenschen Gefühlswelten, jenes damals dem Zusammenbruch nahen Menschen, der unter seiner zunehmenden Taubheit mehr litt als je zuvor und im Jahre 1815, als er sein letztes Konzert als Pianist gab, in einer tiefen Schaffenskrise an bedeutenden Werken eigentlich nur die beiden Cellosonaten des Opus 102 schrieb. Und kann man besser den in seinem inneren Gefängnis herumtobenden Beethoven erkennen als im schnellen Teil des zweiten Satzes der Vierten Sonate? Mit ihren enormen Kontrasten zwischen den langsamen Einleitungen und den hektisch schnellen Schlussteilen könnte man sie als ‚Der Wolf im Käfig‘ überschreiben. Kein anderer Cellist hat das Knurren dieses Wolfes, sein Zuschnappen, sein Herumrennen im Kreis so packend zum Ausdruck gebracht wie Friedrich Kleinhapl das in dieser Aufnahme tut. Intensiver kann man diese Musik gewiss auch nicht spielen. Eine tolle Explosivkraft erlangt auch die Fünfte Sonate, sowohl in einem abgrundtief schmerzlichen Adagio als auch im Schlusssatz, einer Fuge, die lange als derart unspielbar galt, dass sie immer zu langsam gespielt wurde. Hier erklingt sie endlich so knorrig und eruptiv wie Beethoven sie „mit erhobener Faust“ (Kleinhapl) gedacht haben muss. Man muss es schon gehört und erlebt haben, um zu glauben, dass dies der Satz ist, den man so oft ganz anders, viel braver und mit einem Maulkorb gehört hat….

Zwischen diese beiden in höchster Leidenschaftlichkeit gespielten Cellosonaten haben die beiden Interpreten nicht die üblichen Cellovariationen geschoben, weil sie ihnen zu belanglos waren, sondern eine Transkription der Violinsonate von 1812, als lyrischen Gegenpol zu den Cellosonaten, voll und ganz der Ausdruck seiner Briefe an die Unsterbliche Geliebte. Und so sehr Kleinhapl und Woyke in den Cellosonaten Beethoven in Rage geraten lassen, so zart, berückend schön und kantabel, zartfühlend-sehnsüchtig (1. und 2. Satz) oder aber auch beschwingt und frohgemut (Scherzo und Finale) zeigen sie ihn hier.

Unseren Excellentia Award können wir dieser CD nicht verweigern, zumal das Duo Kleinhapl und Woyke seit seiner ersten Platte mit Beethoven-Sonaten noch stärker zusammengewachsen ist, noch kohärenter geworden ist, noch besser zusammen atmet und wirklich völlig zu einer Einheit verschmilzt. Die Interpretationen sind eigenwillig, ungestüm und für Puristen sicher schockierend. Für den aber, der Musik primär in all ihren Kontrasten und einer emotionalen Achterbahnfahrt erleben will, gibt es keine bessere Adresse als dieses Duo.

L. van Beethoven: Cellosonaten op. 102, Sonate für Violine und Klavier op. 96 (Fassung für Cello und Klavier); Friedrich Kleinhapl, Cello, Andreas Woyke, Klavier; 1 SACD Ars Produktion 38085; 08/10 (53’35)

Furor und Zärtlichkeit

Beethovens musikalische Botschaften kennen kein Verfallsdatum: Auch 200 Jahre nach ihrer Niederschrift erschüttern sie mit unbequemen Wahrheiten und emotionaler Eruptivkraft. Diese konzessionslose Radikalität erkennbar in Klang zu setzen, und das in Zeiten von political correctness und kurzlebiger Originalität, erfordert von Interpreten einigen Mut. Der österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl und sein deutscher Klavierparmer Andreas Woyke haben schon mit ihrem ersten Beethoven-Album spüren lassen, was das heißt – und wie es klingen kann, wenn man sich rückhaltlos einlässt auf das ungeheuerliche Seelenpotenzial der Cellosonaten und nichts beschönigen will (siehe stereoplay 4/2009).

Jetzt haben Kleinhapl und Woyke die beiden späten Sonaten op.102 nachgereicht und dazwischen, quasi als lyrisches Intermezzo, die poetisch-innigliche letzte Violinsonate op.96 in einer eigenen Transkription gesetzt: So erleben wir hier eine bekoemmende Fahrt durch deb Beethovenschen Seelenkosmos, vom wilden Furor der Allegro-Sätze bis zum schutzlosen Lyrismus der langsamen Teile. Mit schonungsloser Direktheit und einer elektrisierenden Intensität spielen und leben die beiden Musiker-Berserker sich aus, wie man es so ungeschminkt geradlinig und so zwingend schlüssig noch nicht gehört hat: „Wir hatten ganz den Giganten im Blick, der einerseits mit zum Himmel erhobener Faust sterben wollte, der andererseits geradezu nach Liebe und Geborgenheit zu flehen schien, wie seine „Briefe an die ferne Geliebte zeigen“, schreibt Kleinhapl im Booklet. Und man kann nur darüber staunen, mit welcher Kompromisslosigkeit und welcher Zielstrebigkeit beide Spitzenmusiker ihren Ansatz strikter Wahrhaftigkeit in beide Richtungen (des Exzessiven und des Kontemplativen) zu Ende denken und zu Ende gehen:

Hier transzendiert das Schöne zum Wahren, das Angenehme zum Erschütternden, und wir erkennen, dass Beethoven in allen Gattungen das Aussergewöhnliche schuf. Die haptische, knochentrockene Präsenz der Mehrkanalaufnahme überträgt den rigorosen Ansatz der Interpreten sehr schlüssig auf das Klangbild.

Kurzkurs Beethoven. Die fünf Sonaten, die Ludwig van Beethoven für Violoncello und Klavier komponiert hat, sind für die Cellisten so etwas wie ein Evangelium. Das Streichinstrument, so herrlich es klingt, ist mit Sololiteratur nicht gerade gesegnet. Dafür sind die Bach’schen Solosuiten und die Beethoven-Sonaten wirkliche Gipfelwerke der Kammermusik. Und im Fall des Klassikers können wir wirkliche Gipfelwerke der Kammermusik. Und im Fall des Klassikers können wir anhand der fünf Werke sogar eine Art Kurzkurs in Sachen künstlerischer Entwicklung absolvieren. Die beiden Stücke op 5 zählen zum frühesten Beethoven, der Solitär op. 69 zeigt den Meister schon auf dem Gipfel des Ruhms, die beiden Sonaten op 102 führen in ihrer Mischung aus romantischer Fantastik und neobarocker Kontrapunktik bereits in Richtung Spätwerk. Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke haben eben die zweite CD ihrer Gesamtaufnahme veröffentlicht: Sie erzählen die Werke musikantisch und mit bestechender analytischer Klarheit nach.
Ludwig van Beethoven Cellosonaten

Man mag sich fragen, ob man eine CD mit Cello-Werken Ludwig van Beethovens unbedingt mit einer Transkription der Violinsonate op. 96 füllen muss. Schließlich gibt es einige originale Variationszyklen Beethovens, auf die die Beiden bei ihrer jetzt abgeschlossenen Gesamtaufnahme der Cellosonaten verzichten.

Doch Kleinhapl und Woyke sind der vielleicht nicht ganz falschen Ansicht, dass diese Variationszyklen ein wenig harmlos wirken neben den beiden relativ späten, in vieler Hinsicht radikalen Cellosonaten aus dem Jahr 1815 – die einzigen bedeutenden Werke, die in diesem Jahr entstanden. Da erscheint der Rückgriff auf die nicht viel früher, 1812, komponierte zehnte Violinsonate tatsächlich die besser geeignete Ergänzung, zumal die Transkription des weitgehend lyrischen Werkes bestens funktioniert und ein wunderbarer Ruhepol zwischen den radikalen, formal verknappten und hochexpressiven Cellosonaten ist.

Ein ungewöhnliches Duo: Friedrich Kleinhapl hat mit Andreas Woyke mittlerweile rund zehn CDs produziert, doch zu den wirklich populären Cellisten gehört er ebenso wenig wie sein Partner zu den populären Pianisten zählt. Der Qualität dieses ungewöhnlichen Duos entspricht das nicht. Kleinhapl ist ein exzellenter Cellist und – der mindestens ebenso spannende Aspekt – ein äußerst interessanter Musiker, der gemeinsam mit Andreas Woyke intensiv darüber nachdenkt, was er spielt und wie er spielen sollte.

Hochgradig spannende Resultate: Gerade bei den Beethoven-Interpretationen führt das zu ungewöhnlichen, gewiss extremen und radikalen, aber immer hochgradig spannenden Resultaten. Diese Aufnahmen lassen sich mit dem Beethoven-Spiel eines Michael Korstick oder den Beethoven-Deutungen eines Paavo Järvi vergleichen. Denn auch Kleinhapl und Woyke geht es darum, Beethoven in seiner ganzen kompromisslosen Radikalität, seinem oft ungestümen Ausdruckswillen, in all seiner Schärfe vorzuführen. Das ist immer wieder eine Frage der Tempi, die zum Teil wüst sind, es ist auch eine Frage von Akzenten, von Phrasierung und dynamischen Kontrasten. Manches hat man so wie hier noch nie gehört, und doch wirkt die Aufnahme in keiner Sekunde manieriert, vielmehr noch in den extremsten Momenten wohl überlegt und überzeugend gestaltet.

Zwei radikale Werke: Kleinhapl und Woyke deuten die Cellosonaten stark von der Biographie her, hören sie als Resultat einer tief reichenden persönlichen Krisensituation. Und auch wenn man vorsichtig sein sollte mit der Übertragung von Biographien auf das Werk, hier könnte die Rechnung aufgehen. Die Ansicht, Beethoven habe sich mit den beiden radikalen Werken von künstlerischen Kompromissen wie Wellingtons Sieg bei Waterloo oder der Ouvertüre zur Namensfeier verabschieden wollen, ist so abwegig nicht.

Ein radikal moderner Beethoven: Die späten Cellosonaten als künstlerische Befreiungsschläge, rücksichtslos, nur mehr sich selbst verpflichtet, Ergebnis eines zum Teil schon waghalsigen Ausdruckswillens – so lässt sich diese Musik wohl deuten. Und spielen, wenn man wie Kleinhapl und Woyke bereit zu einem absolut kompromisslosen, risikobereiten Zugriff ist. Die Schlussfuge der D-Dur-Sonate weist hier wirklich auf die Große Fuge voraus, ja im Grunde klingt sie eher nach Schönberg, als nach Beethoven. Ein radikal moderner Beethoven, extrem eindrucksvoll gespielt.

Kritik zum Konzert in Meran

Dolomiten, Carl F. Pichler

Wolodja und Slawa als engste Vertraute

Cellist Friedrich Kleinhapl und Pianist Andreas Woyke in Höchstform

MERAN. Das Kammerkonzert von Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke steht unter dem Motto: „Seele im Spiegel‘; doch wir erleben eine Folge zwischen Ironie, Sentiment und Pathos. Zunächst ist das Adagio sostenuto – Allegro in op. 5/1 von Beethoven, dem Massstab der motivischen Verklammerungen, die sich brillant zusammen fügen. Kleinhapl und Woyke interpretieren sublim, weil sie im Wechselspiel eine Ein-Ton-Poesie gestalten, die immer dann berührt, wenn Cello- und Klavierton eine fantastische Einheit bilden. Bei Schuberts „Gute Nacht“ aus der Winterreise entsteht zwischen dem isolierten Wandern „Fremd bin ich eingezogen“ die feinste Kantabilität zwischen Melodie und Rhythmik. Das Allegro der Sonate op. 40 von Schostakowitsch erscheint dagegen wie ein lustiges und daher fliegendes Vehikel, das die Künstler bändigen. „Spiegel im Spiegel“ von Arvo Pärt ist ein monotones, verkitschtes, opernhaftes Machwerk aus sentimentalsten Tränendrüsen, aber Weinen ist bei so einem Celloton keine Schande, allerdings, wenn schon so ein Opern-Solocello, dann vielleicht eher „tarda è la notte“ aus Verdis „Otello“ und doch nicht den aus dem Allegro passionato der Sonate op. 99 von Brahms. Da hören wir entwicklungsintensivste Spiegelungen einer Cello-Klavierklangregie, die vollendeter gar nicht sein kann. Bei César Franck blickt zunächst das Pompöse in den Spiegel, aber in Solitude blickt das Leise intim zurück. Und dann? Endlich das Vorwärtsdrängende des Allegro vivace op. 69 von Beethoven, das durch die dynamisch abgestuften Wiederholungen zu einer immens nachsinnenden Interpretation wird. Ja Brüder, nochmals Pärt „Fratres“, nochmals Brahms op. 99 mit Adagio affetuoso als spiegelnde Segmente der Vollendung. Das Largo und Presto von Schnittke ist ein lustiges Emblem percussiver Heiterkeit, und Schuberts „Erlkönig“ als balladeskes Drängen mit den tiefen Tönen des Cellos ist genial, genauso wie die zerfetzenden Rhythmen bei Schostakowitsch. Doch halt: Der größte, aber nicht musikalischste Pianist W. Horowitz – Wolodja – probte 1977 exakt eine halbe Stunde mit Isaac Stern (Violine) und M. Rostropowitsch (Cello) – Slawa – das Tschaikowski Trio für Carnegie Hall. Wolodja hasste Stern: „Er übt nicht genug!“ Wolodja improvisierte plötzlich die Cellosonate von Rachmaninow, Slawa griff zum Cello, und sie übten drei Stunden. Weil Martina Arroyo (Aida) für das Jubiläumskonzert ausfiel, spielten sie ohne Probe Rachmaninow. Eine Sternstunde. Kleinhapl und Woyke sind damit auch mit Rachmaninow engste Vertraute von Slawa und Wolodja!

Kritik zum Konzert – Mahler Musik Wochen

Alto Adige

Violoncello und Klavier als Protagonisten

Astor Piazzollas Grand Tango als glanzvolle Zugabe beim Duoabend Kleinhapl und Woyke anlässlich der Gustav Mahler Wochen.

TOBLACH: Cello und Klavier im Schatten Gustav Mahlers mit dem Künstlerduo Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke. Die beiden Künstler gaben Samstag Abend in Toblach im Rahmen der Gustav Mahler Wochen ein einzigartiges und berührendes Konzert, das zwei der großen Motive in Mahlers Werk gewidmet war, der Lebenssehnsucht und dem Todesverlangen: Wesensmerkmale einer widersprüchlichen, komplexen, idealistischen und pessimistischen Persönlichkeit. Der Cellist Kleinhapl und der Pianist Woyke hatten ein anspruchsvolles Programm vorbereitet, nämlich die musikalische Umkreisung und Annäherung an die private Sphäre Mahlers mit Werken von Komponisten wie Beethoven, Schubert oder Schostakowitsch, die allesamt keine Zeitgenossen Mahlers waren (Schostakowitsch war gerade erst fünf Jahre alt, als Mahler starb). Dieses Vorhaben gelang ihnen bestens, nicht nur hinsichtlich der Originalität des Programms, bei dem quasi ohne Unterbrechungen einzelne Sätze aus Sonaten (op. 40 und 147 von Schostakowitsch, op. 69 und 102/2 von Beethoven und die „Erste“ von Schnittke) und einige transkribierte Lieder von Mahler und Schubert aufeinander folgten, sondern auch wegen der glühenden Virtuosität und des stimmigen Zusammenspiels der beiden Künstler. Kleinhapl beherrscht das Cello mit selten gehörter Intensität und großartiger Technik. Woyke ist ein Pianist voller Energie, der jede Schwierigkeit souverän meistert. Das Ergebnis ihres Zusammenspiels ist von tiefgehender Musikalität und außergewöhnlicher Stärke geprägt. Das Konzert wurde mit tosendem Beifall aufgenommen und mit dem Grand Tango von Piazzolla als Zugabe beendet. Ein schöner Ausklang eines Tages, auf dessen Programm auch ein interessanter Vortrag des Musikologen Dietmar Holland stand, der sich mit den vielen Rekonstruktionen der zehnten ( von Mahler unvollendeten ) Symphonie beschäftigte.Ins Deutsche übertragen: Maria Ehrenreich

Kritik zum Konzert – Osterklang

Die Presse, Wilhelm Sinkovicz

Osterklang-Festival: Noch wird gebetet, zumindest musikalisch

…Der virtuose Grazer Cellist Friedrich Kleinhapl trat in Rostropowitschs Fußstapfen und zauberte schwebende Emanationen der Naturtonreihe aus seinem Instrument. Diesen Klängen schien die Chormusik jeweils zu entströmen…

…Die fulminante Ausführung durch Johannes Hiemetsbergers Chor, den Cellisten und die Schlagwerker Josef Gumpinger und David Panzl sorgte im Auditorium spürbar für Anteilnahme.

Wiener Zeitung, Daniel Wagner

Sonne, Mond und Gesang

…In der Karwoche 2010 ließ der Cellist Friedrich Kleinhapl den sakralen Raum erklingen. In archaischen Beschwörungsformeln ergänzte das Soloinstrument die brachialen Einwürfeder Percussionsinstrumente,…

…Kurzes Werk, große Wirkung: In John Taveners „Svyati“ riefen die Sänger, Chormeister Hiemetsberger und der einsame Cellist zum innigen, altslawisch-orthodoxen Gebet.

Kritik zum Konzert, Wien

Playbill, Jens F. Laurson

On March 31 cellist Friedrich Kleinhapl will perform Sofia Gubadulina’s “Canticle of the Sun” and Knut Nystedt’s “Stabat Matera as part of Vienna’s OsterKlang Wien Festival. ** The annual Easter Festival traditionally opens with a performance of the Vienna Philharmonic. The performance takes place in the Minoritenkirche, a French Gothic church in Vienna’s first district that dates back to 1276 and is famous for its life-size mosaic copy of Da Vinci’s The Last Supper, a work commissioned by Napoleon in 1809.

Friedrich Kleinhapl has left a trail of impressed critics on his recent Beethoven-sonata tour on the East Coast. Writing in the New York Times, Steve Smith attested that “Purists would have been scandalized. But Mr. Kleinhapl and Mr. Woyke supported their idiosyncratic vision of Beethoven with unimpeachable virtuosity and a thrilling unanimity of spirit.” And the usually measured Celia Porter wrote in the Washington Post that Woyke and Kleinhapl created “scenes of exciting havoc, their performance was driven and unorthodox, leading the audience to the brink of the music’s emotional abyss.” Chicago Sun-Times critic Andrew Patner, responding to a recital broadcast, simply exclaimed “Wow! What an exceptional player”. His recording of Beethoven’s first three cello sonatas elicited enthusiastic responses and was chosen as one of the Top Ten new releases of 2009 by Washington’s public radio station, Classical WETA 90.9.

When Kleinhapl was a member of the Gustav Mahler Youth Orchestra, Claudio Abbado encouraged him to explore modern works “to discover new textures, more complex sounds, more difficult rhythmical structures”. Since then he has premiered several new concertos and has performed works like Knut Nystedt’s “Stabat Mater”, Friedrich Gulda’s wild Cello Concerto, and Sofia Gubaidulina’s „Canticle of the Sun“ to great acclaim. Kleinhapl will be making his Town Hall debut this December with performances of Zemlinksy’s Three Pieces for Cello and Piano, as well as Schnittke, Rachmaninoff, and Beethoven—whose remaining Sonatas and Variations he and Woyke will record for release in October of 2010.

Sofia Gubaidulina is one of the foremost, and most often performed, composers of our time. She was born in 1931 in Christopol (the Tartarstan Republic, then of the Soviet Union, now part of the Russian Federation). She first studied composition at the Conservatory in the Tartarstan capital Kazan and upon graduation in 1954 went on to study in Moscow. Her early interest in religious expression in music, coupled with what was deemed a ‘modernistic’ idiom, got her work banned from performance in the Soviet Union. She says about herself: “I understand ‘religion’ in the literal meaning of the word, as ‘re-ligio’, which is to say: the restoration of connections, the restoration of the legato to life. There is no more serious task for music than this.”

Encouragement to continue in her own, inimitable style came from colleagues like Dmitry Shostakovich and Russian performers in the West—notably Mstislav Rostropovich and Gidon Kremer—helped to get her performed. In 1992 she emigrated to Germany where she resides near Hamburg.

When the International Bach Academy of Stuttgart commissioned four new Passions in 2000—one for each Gospel—to commemorate the 250th anniversary of Bach’s death and the Christian bi-millennium, they went to the most important composers from four different cultural realms: Wolfgang Rihm, the doyen among German composers, Tan Dun from China, Argentinian Osvaldo Golijov, and Ms. Gubaidulina. Simplicity, sincerity, an otherworldly accessibility, and the exploration of the mystical qualities of music mark her body of work. If composers like Tan Dun and Golijov have gone on to make a bigger splash in the classical music scene, it’s because Gubaidulina is an altogether quieter character, lacking the populist streak of her colleagues. The two composers Gubaidulina most admires are Johann Sebastian Bach and Anton Webern.

Her music has been commissioned and premiered by artists like Yuri Bashmet, Sir Simon Rattle, Anne Sophie Mutter, the Kronos Quartet, the Chicago Symphony, New York Philharmonic, Library of Congress, and many more. Sofia Gubaidulina is a recipient of the Great Distinguished Service Cross of Order of Merit of the Federal Republic of Germany and a foreign honorary member of the American Academy of Arts and Letters. Her discography continues to grow steadily and spreads across labels like Deutsche Grammophon, Chandos, Philips, Sony, BIS, Hänssler, and Berlin Classics.

„Canticle of the Sun“: Based on St. Francis of Assisi’s prayer of the same name (“Laudes Creaturarum”), Gubaidulina created in “Canticle of the Sun” something that is both a cello concerto and a choral work. Involving percussion, celesta, chorus, and the cello soloist, it does not merely underline the words of St. Francis with music, but rather uses the chorus to create a general atmosphere above which the cellist can express himself to the fullest. This includes using his cello as a percussion instrument, playing the bass drum, and bowing the flexatone. On that note: Friedrich Kleinhapl plays the 1743 Giovanni Battista Guadagnini “Ex von Zweygberg”, a loan from the Austrian National Bank’s instrument collection and one of the most prized cellos there are. It is particularly appropriate that the performance should be held in the Minoritenkirche which was originally—in 1224—dedicated to the followers of Francis of Assisi. OsterKlang will go through April 4th.

Rezital, Mailand

Amadeus, Cesare Fertonani

Kleinhapl, das Cello und die Freude

Die Biografie des österreichischen Cellisten Friedrich Kleinhapl ist außergewöhnlich. Kindheit und Jugend waren von einer schweren Krankheit geprägt, die zu Wachstumsstörungen führte. Er war an einem Gehirntumor erkrankt, von dem er glücklicherweise geheilt werden konnte.

Es genügt, Kleinhapl zu beobachten, bevor man ihn noch spielen hört, auf seine Körpersprache zu achten, wie er sein Instrument im Arm hält, oder besser gesagt wie er es wie eine Geliebte umarmt (es ist ein Guadagnini Cello von 1743, eine Leihgabe der österr. Nationalbank) und man versteht sofort, dass das Cellospiel für ihn nicht nur einfach Beruf ist, sondern sein Leben, seine Existenz bedeutet.

Dennoch ist in seiner Spielweise keine Spur von Anstrengung, sondern nur Freude spürbar. Als Künstler mit außergewöhnlicher Musikalität, reinster Intonation und einem Klang von berührender Intensität kann Kleinhapl als Mentoren Claudio Abbado, Yehudi Menuhin, Paul Tortelier und Tibor Varga anführen.

Wir hörten ihn in einem Konzert, das anlässlich des österr. Nationalfeiertages vom österr. Generalkonsulat und dem österr. Kulturforum in der Kirche Sant’Antonio Abate, einem musikhistorisch bedeutenden Ort in Mailand veranstaltet wurde. (es sei nur erwähnt, dass hier die Erstaufführung der Mottette von Mozart , Exsultate, jubilate K 165 stattfand). Gemeinsam mit dem Pianisten Andreas Woyke, mit dem er seit 2003 ein erfolgreiches Duo bildet – brachte Kleinhapl die Sonaten op.5 n.2 u op.69 von Beethoven zur Aufführung. Zwischen den beiden Sonaten spielte er die wunderbare Kadenz aus dem Konzert für Violoncello von Friedrich Gulda. Eine Kadenz, die eigentlich ein eigenes Werk darstellt, sowohl im Hinblick auf den Umfang als auch auf die technischen Anforderungen an den Ausführenden.

Aber in erster Linie beeindrucken die Interpretationen von Beethoven: präzise und brillant, mit höchstem Augenmerk auf Emotionalität, Gefühlsbetontheit und lyrische Nuancierung der Komposition, und besonders im opus 69 das subtile Gleichgewicht von Kantabilität und „Witz“, der dem Werk eigen ist, bewahrend. Es sind Interpretationen, die in ihrer beeindruckenden Gestaltung stets lebhaft und interessant bleiben, aber denen auch absolute Klarheit innewohnt und die eine beinah unerschöpfliche Fülle an expressiven Raffinessen u Schattierungen entfalten.

Ins Deutsche übertragen: maria ehrenreich

Kritik zur CD – Beethoven Sonaten

Beste Aufnahmen von 2009, WETA, Jens. F. Laurson

Die besten CD-Aufnahmen 2009

Der größte amerikanische Radiosender Classical WETA nimmt die Beethoven CD in ihre Hitliste der besten CD- Erscheinungen des Jahres 2009 auf.

Beethoven, Cello Sonatas 1-3, Friedrich Kleinhapl & Andreas Woyke, ARS Produktion 38035

The quality of Friedrich Kleinhapl’s and Andreas Woyke’s playing and their Beethoven interpretation leave no room for any misgivings with these three cello sonatas. This is refreshingly gutsy Beethoven playing of the highest order, ferocious and musical. It would be an awkward performance, actually, if it were not for the pianist Woyke to excel at least every bit as much as Kleinhapl on his 1743 Guadagnini (“ex von Zweygberg”). Woyke doesn’t ‘accompany’, he leads, he embellishes and intensifies along with Kleinhapl, and reins his partner in when necessary. Were it not for the delicious sound of Kleinhapl’s cello, even when he abuses the poor instrument, the interpretation might be titled: “It’s the pianism, stupid.” One hopes that this disc doesn’t have any marketing problems in the UK or Commonwealth countries for being on the ARS Produktion label.

Rezital, New York

New York Times, Steve Smith

Cellist und Pianist verschmelzen zu einer Einheit durch Kraft und Leidenschaft

„Großes Aufsehen in New York zu erregen ist für einen relativ unbekannten Künstler keine leichte Sache. Doch der österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl und sein deutscher Begleiter Andreas Woyke hatten vergangenen Dienstag bei ihrem Recital mit Beethovens ersten drei Cellosonaten (op. 5, Nr. 1 und 2; op. 69) gleich mehrere Asse im Ärmel. Allen voran die Wahl der Konzertstätte: Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke, die seit 2003 gemeinsam CD-Aufnahmen bestreiten, traten im Österreichischen Kulturforum auf, dessen intimer Konzertsaal unstreitig einer der besten Rahmen New Yorks für Kammermusik ist. Darüber hinaus waren die Musiker auch instrumentenmäßig gut ausgerüstet: das Kulturforum ist mit einem zwar kleinen, aber wunderbaren Bösendorfer- Flügel ausgestattet, Friedrich Kleinhapl musizierte auf einem 1743 Guadagnini Cello, das mit Stahlseiten bespannt und mit Titaniumteilen bestückt ist. Am meisten aber wog die gemeinsame Vision, welche beide Musiker dem Publikum vermitteln wollten. In einer kurzen Publikumsansprache vor dem eigentlichen Konzertbeginn gestand der bekennende Romantiker Kleinhapl ein, erst spät zu Beethoven gefunden zu haben, da er dem besonnen-gemäßigten Charme der Wiener Klassik zunächst nicht im Übermaß zugeneigt gewesen war. Nachdem er aber ein genaueres Bild vom Leben des Komponisten gewonnen und Aufnahmen von Friedrich Gulda studiert hatte, empfand er Beethoven als Repräsentant romantischer Intensität und geballt-leuchtender Kraft – eine Sichtweise, welche paradoxerweise (oder auch nicht) von den Massenmedien lange Zeit forciert wurde.

Musikalische Freiheiten waren erlaubt und wurden ausgekostet. Mit überschwänglicher Verve entlockte Friedrich Kleinhapl seinem Instrument Töne von berückend schöner Kantabilität die den sorgsam geführten Linien eines Sängers glichen. Andreas Woyke, der auch als Komponist, Improvisator und Jazzmusiker tätig ist, verblüffte mit einer ungewöhnlichen Auslotung der Tempi, Dynamik und Pausen.

Für Puristen wäre dies möglicherweise ein Schock. Aber Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke wussten ihre eigenwillige Beethoven- Vision mit einer unantastbaren Virtuosität und einer faszinierenden musikalisch-geistigen Übereinstimmung zu transportieren. Die Intensität mit welcher sie interagierten, jeweils perfekt den ungestümen Gesten des anderen lauschend und replizierend, war schon per se ein Genuss. Doch damit nicht genug, warfen sie auf diese allseits bekannte Konzertliteratur ein neues Licht.

Als Soli spielte Friedrich Kleinhapl zwei kurze moderne Stücke: “Monologi” von Oistein Sommerfeldt, einem norwegischen Komponisten, sowie die Kadenz aus Friedrich Guldas Konzert für Cello und Blasorchester. Obwohl keines davon die Kühnheit der Beethoven- Interpretation erreichte, boten sie dem Cellisten Kleinhapl doch reichlich Gelegenheit, seine enormen technischen Fähigkeiten und ungebremste Leidenschaft unter Beweis zu stellen.“

Rezital, Washington

Washington Post, Cecelia Porter

Überzeugender Cellist, Pianist animieren Beethoven

Beethoven hat mit seiner Musik neue Wege beschritten. In vielen seiner Kompositionen hat er die Themen fragmentiert, sie beinahe der Widererkennbarkeit entzogen und damit den Interpreten die Sinngebung überlassen.Am Donnerstag abend gaben Friedrich Kleinhapl auf seinem wunderbaren Guadagnini Cello von 1743 und der Pianist Andreas Woyke die ersten 3 Beethoven Sonaten für diese Instrumente.

Mit ihrem getriebenen und unorthodoxen Spiel beschworen sie Szenen von erregendem Chaos heraus und trieben das Publikum des vollen Hauses an den Rand des emotionalen Abgrundes dieser Musik, durch rasende, die Lichtgeschwindigkeit übertreffende Kontraste in Dynamik und Tempo, abrupten Pausen und asymmetrischen Phrasierungen. Dieses Duo schafft es wie mit einer Stimme spielend, der Gesamtstruktur Beethovens selbst in diesen frühen Werken gewagte neue Deutung zu geben.(nur in seltenen Momenten wird vielleicht für manche Ohren durch das Extreme der Musiker eine gewisse Möglichkeit des Resonanzkörpers des Cellos nicht voll genutzt)

Kleinhapl hat zwischen die Beeethoven Sonaten zwei relativ neue Stücke für Cello solo eingefügt: „Monologi“ op. 45 des norwegischen Komponisten Oistein Sommerfeldt und die Cadenza aus dem Cellokonzert des österreichischen Pianisten/Komponisten Friedrich Gulda.Für Kleinhapl drückt die „Monologi“ ein Gefühl der Verlassenheit des Komponisten aus, und tatsächlich flirrt in Kleinhapls Hand der Eröffnungssatz in kapriziöser Aufregung manchmal mit vernichtendem Schlag, der dann wieder einschneidender Lyrik weicht, immer packend. In Guldas hypnotisierendem Essay stürzt sich Kleinhapl durch eine beeindruckende Abfolge von vielfarbig schattierten Tremolos, manchmal in gefährlichem Flirt nahe am Steg des Cellos verstärkt durch unheimliche Flageolets. Ein unwiderstehlicher Tango Astor Piazzollas beschloss den Abend.

Kritiken zur CD – Beethoven Sonaten

The Strad, David Denton

„Ich hoffe, dies ist die erste von zwei CDs, welche Beethovens vollständige Werke für Cello und Klavier enthalten, für die es einen Platz unter den interessantesten im Verzeichnis geben würde.
Bei der Auswahl von bei Konzertauftritten entstandenen Aufnahmen gleicht der österreichisch-belgische Cellist Friedrich Kleinhapl den beachtlichen Vorteil der Spontaneität durch solche Momente aus, bei denen auffällige Klänge im Studio retuschiert wurden.

Er hat sich vor sechs Jahren mit dem Pianisten Andreas Woyke zusammengetan und über die Jahre haben sie einen unfehlbar gewichtigen Klang zwischen den Instrumenten entwickelt, mit nie überzogener Dynamik, jedoch stets der Partitur treu bleibend. Sie haben viel Spaß an den zwei frühen Sonaten; mit Kleinhapls Giovanni Guadagnini-Cello 1743, das gewandt singt und perfekt durch Woykes kantablen Ansatz unterstützt wird.

Mir gefällt ihre lebhafte Annäherung an das Scherzo der A-Dur Sonate,
obwohl ich mir an dieser Stelle Untreue gewünscht hätte. In späteren Passagen mit den hohen A-Saiten, an denen die Finger im Konzertsaal die Noten nicht ganz perfekt treffen, hätte dafür ausgebessert werden können.
Mehr als Wiedergutmachung gibt es in einem sehr schnellen abschließenden Allegro vivace, in welchem das „joie de vivre“ spürbar ist.

Ihr Vertrauen in die Akustik der Grazer Helmut-List-Halle ist mit einem tadellos ausgeglichenen und wunderschönen Klang honoriert worden.“

„Beethovens musikalische Botschaften kennen kein Verfallsdatum. Das haben uns in den letzten Jahrzehnten so manche Originalklang-Rebellen, zuletzt aber auch solche „radikalen“ Musiker wie Michael Korstick oder auch Paavo Järvi mit rigoroser Gedankenklarheit neu erleben lassen. Jetzt hat ein mutiger österreichischer Cellist im stets erregten heftigen Dialog mit einem ähnlich draufgängerischen deutschen Pianisten auch die Sprengkräfte in Beethovens frühen Cellosonaten freigelegt und mit einer Vehemenz zur Explosion gebracht, die einen die wirklichen Dimensionen dieser musikalischen Revolution einmal richtig spüren lassen. Was der 43-jährige Grazer Friedrich Kleinhapl auf seinem mächtigen Guadagnini-Cello und der gleichaltrige Andreas Woyke auf dem großen Fazioli in den beiden frühen Cellosonaten op. 5 und ebenso in der mittleren A-Dur-Sonate an glühender Leidenschaft, an subversivem Furor, an herber Schönheit und unbequemer Wahrheit entfachen, indem sie sich einfach nur lustvoll und mit vollem Risiko einlassen auf Beethovens radikalen Seelendiskurs, das dürfte manchem musikalischen Feingeist Unbehagen verursachen.“

„Beethoven hätte womöglich dem Keyboarder zugenickt, wenn dieser die Veröffentlichung seines Opus 5 „Sonaten für Klavier und Cello“ betitelt hätte.
Viele Cellisten werden widersprechen. Sie werden behaupten, dass ihr musikalisches Ziel ist, als Team zu arbeiten. Viele Pianisten werden zustimmen. Tatsächlich wird dies jedoch selten erreicht. Was diese neue Aufnahme doppelt wertvoll macht.

Indem sie sich in jedes Thema in geschmeidig, glattem Tempo einschleichen, von poetisch leichter Hand ausbalanciert, erneuert das längst nicht mehr unbekannte Team Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke im positiven Sinne den guten alten Beethoven. Sie beleben die Wirkung gewagter musikalischer Aussagen und der zentralen Allegro-Sätze. Und sie passen Tempi ungezwungen in aus ihrer Sicht für das Stück musikalisch notwendiger Weise an. Schnelles Tempo ist ihnen dabei nur recht. Immer wieder finden sie kleine Schönheiten in der Melodie, und zwar in den untergeordnetesten Schichten von Nebenthemen. Beethoven wird selten auf dem Cello so weich und mit solcher Tiefe gespielt.

Im Scherzo Op. 69 entdecken Kleinhapl und Woyke erneut den Spaß am „Spiel so schnell Du kannst“ und fahren daraufhin bravourös und ungeheuerlich fort mit einer ungeheuerlichen Harmonie in dem Trio fort, ein schamloser Akt, welcher Cellisten und Kritiker hektisch ihre Geschichtsbücher befragen lassen wird.

Aus Sicht eines Soundmeisters müssen Cello und Klavier schwer zusammen aufzunehmen sein. Die Balance zwischen beiden Instrumente schwankt, aber bei richtiger Lautstärke wird der Klang weich, vergleichbar einem transparenten Glühen, wie analog. Die richtige Lautstärke ist allerdings unerreichbar, außerhalb von zwei möglichen Hörperspektiven:
Vom Schaltpult aus wirklich richtig laut stellen oder auf der Bühne neben dem Cellisten kauern. In beiden Fällen schnappt dich Kleinhapls Guadagnini-Cello 1743 und drückt dich in den Sitz, wobei die Musik durch deinen Körper und deine Seele hallt.

Die SACD-Version schafft einen spürbaren Sinn von Gegenwart und Tiefe, verfeinert durch hohe Qualität, vinyltypische Farbklänge und Details; sie ist in  beeindruckender Art als konventionelles CD-Playback erfasst. Kleinhapls fesselnde und informative Bemerkungen sind mit Begeisterung, derbem Charme und Poesie übersetzt.“

„Beethoven’s cello sonatas are amongst his most unruly compositions. Always ground-breaking, in their dramatic contrasts and lack of respect for classical sonata form, they at last firmly established the cello as a solo instrument in chamber music on a par with the violin. Although the cello parts in the sonatas are not technically flamboyant, they exploit all of the cello’s registers but concentrate on its singing abilities. Virtuoso status is rather afforded to the piano, which has all the runs and short cadenzas which the young Beethoven required in 1792 as a young pianist arriving in Vienna to make a new career for himself.

Notably, Beethoven’s title pages for these sonatas referred to them as ‚Sonatas for Piano and Cello‘, emphasising that, in contrast to previous practise where the cello merely doubled the keyboard’s left-hand part, both instruments had fully written-out parts and were equal proponents.

In his extensive booklet remarks, Friedrich Kleinhapl refers to his keeping the Beethoven cello sonatas at a distance for some time, feeling he was unable to come to terms with their challenge. He researched details of Beethoven’s life in Vienna and the evidence from Beethoven’s peers about his struggles to accommodate his boorish and rebellious manners in polite Viennese society. Always mistrusting and suspicious of others, Beethoven ploughed his own, often lonely furrow, but nevertheless gained respect from his noble patrons (to whom he showed little respect in turn). Eventually he won fame from his audiences.

Kleinhapl and Woyke’s performances of the first three cello sonatas on this disc deliberately set out to reflect Beethoven’s complex, rebellious personality, and were caught on the wing in 3 live performances in Graz, Austria. They are certainly to be counted with the best recordings, such as the classically poised, beautifully-toned and slightly understated Brendels (father and son) and the well-rounded, passionate Wispelway/Lazic duo (Beethoven: Complete Sonatas & Variations – Wispelwey/Lazic). True to their motivation, however, the Kleinhapfl/Woyke partnership explores the wild side of Beethoven in these sonatas. Quixotic changes of mood, dramatic surges in dynamics, unexpected sforzando accents, sudden pauses, tempestuous episodes of grim humour, the balm of carefree joy and deep introspection are all there in the scores. These full-blooded interpretations are in a class of their own, perhaps not for the faint-hearted (or always making comfortable listening) but I found them both compelling and inspiring. In their own terms, they are revelatory.

These readings drew my attention, more than others, to Beethoven’s frequent use of peasant music. There are frequent earthy stomping and dancing rhythms, together with folk-song like motifs which are often gleefully distorted (pre-echoing Mahler’s own cynical use of Austrian folk elements). The Rondo of Sonata Op.5 No. 2 starts with a cheeky rustic tune which is taken on a whirlwind ride before ending in the best of high spirits. In contrast, the Scherzo of Sonata No. 3 (written alongside of Symphonies 5 and 6) is a tough and heavily syncopated rustic tune which is taken to a frenzied pitch of edgy development, a tour de force in Kleinhapfl and Woyke’s hands.

Andreas Woyke’s pianism is not at all inferior to that of Brendel or Lazic in these sonatas, and he is fully empathic to the vivid drama and wide dramatic range of his partner’s approach. Using a crisply-registered Fazioli piano, he relishes Beethoven’s love of staccato (attested by Czerny, Beethoven’s erstwhile pupil), giving the sonatas a strong rhythmic foundation. The duo have a real sense of ongoing dialogue and exchange which is the true gift of fine chamber music players, as I noted in their earlier disc of the Brahms cello sonatas.

I had no idea that these performances were taken from live concerts until I read a note of this in Kleinhapl’s commentary. The balance is fine, with the cello half left, piano behind, and neither instrument being too close. There is bloom from a hall which has no particular ambient character, and the rear speakers add a touch of realistic perspective. Remarkably, there are no noticeable audience noises, nor any applause. One has the feeling that these sonatas were recorded in long takes, such is the sense of concentration and dedication.

To hear these unruly works in these muscularly thrilling yet lyrical performances has been most stimulating, and I hope that the duo will record the remaining sonatas, perhaps with the sets of variations for cello and piano. As a single disc it is still desirable.“

„Warm und füllig oder analytisch-herb? Wo viele große Cellisten glaubten, sich entscheiden zu müssen, gelingt Friedrich Kleinhapl die Synthese. Er spielt die herrlichen Werke locker und doch enorm passioniert; Andreas Woyke verleiht dem oft dominanten Klavierpart Sanglichkeit, Dynamik und mitreißenden Schwung. Hoffentlich folgt bald der zweite Teil.“

„Zuerst einmal sind das keine „Sonaten für Violoncello und Klavier“, wie einem das Booklet weismachen will, sondern vom Komponisten ausdrücklich als „Sonaten für Klavier und Violoncello“ bezeichnet. Das sieht nicht nach großem Unterschied aus, ist aber einer: Das Cello begleitet zwar nicht, ist aber erstmals dem Klavier völlig gleichgestellt – denn auch dieses „begleitet“ nicht. Es ist, zum ersten Mal, ein Dialog unter zwei ebenbürtigen Partnern. Und genau das drückt sich in der Umkehrung aus. Glücklicherweise spielen die beiden Interpreten das genau so – schon der Adagio-sostenuto-Beginn der ersten Sonate hat dieses präzise AufeinanderHören, diese musikalische Vertrautheit, die man „Dialog“ nennen kann. Und wenn dann der Allegroteil losbricht, tut er das mit einer Virtuosität, die man bei Beethoven eigentlich nicht so kennt. Der Rezensent erinnert sich noch, wie sein Vater, ein Pianist, ihm immer einbleute, der Klavierpart dieser Sonaten sei ja viel schwieriger als der Cellopart. Aber egal, wie dem nun sei – Andreas Woyke und Friedrich Kleinhapl machen das ganz wunderbar, der eine auf seinem Fazioli-Flügel, der andere auf seinem Guadagnini-Cello. Ein echtes Paar – echte Partner. Man könnte neidisch werden, als Cellist wie als Pianist.

Kleinhapl bezeichnet sich im Booklettext als „eher eruptiv romantischen Cellisten“, der anfangs seine Schwierigkeiten mit Beethoven gehabt hätte. Er sei „fasziniert“ gewesen „von einer Sprache, der ich mich selbst nicht mächtig fühlte“. Nun, er hat sie für sich gefunden: Gerade das anfängliche „Fremdeln“ und der romantische Impuls machen diese Einlassung groß. Und sogar besser als die routinierten (und sicher sehr guten) Versuche zweier Wasserbüffel der Zunft wie Swjatoslaw Richter und Mstislaw Rostropowitsch. Woyke und Kleinhapl bringen eine Unwirschheit, fast eine Wut, in diese Klänge, die Beethovens Dauer-Gemütszustand sehr gut charakterisieren. Und eine Spontaneität, wie sie über das routiniert-souveräne Abbilden eines Notentextes hinausgeht: Man hat beim Hören oft das Gefühl, das werde zum ersten Mal vorgetragen, quasi-improvisatorisch – auch wenn man es selber schon gespielt hat. Oder gerade dann! Das ist eine Aufnahme dreier Beethoven-Sonaten, die sich spieltechnisch hinter keiner anderen verstecken muss – aber eben noch jenen Schuss „Leben“ extra hat, der eine gute Interpretation von einer großen unterscheidet. Man kann abschließend nur hoffen, dass Woyke und Kleinhapl die beiden späten Sonaten und die Variationswerke noch nachreichen werden!

„AUDIOPHILE CD DES MONATS“
„Eruptivkräfte eines freien Geistes“
„Mehr als 200 Jahre nach ihrer Niederschrift scheinen Beethovens Botschaften heute aktueller denn zuvor. Das haben uns zuletzt solche Beethoven-Extremisten wie Michael Korstick (in den Klaviersonaten) oder Paavo Järvi (in den Sinfonien) mit unverbrauchtem jugendlichen Feuer und rigoroser Gedankenklarheit neu erleben lassen: Jetzt hat ein tollkühner österreichischer Cellist im stets hellwachen, erregten, heftigen Dialog mit einem exzellenten deutschen Pianisten endlich auch die musikalischen Eruptivkräfte in Beethovens Cellosonaten in einer nie dagewesenen Vehemenz explodieren lassen – und damit diese frühen Zeugnisse der Celloliteratur endlich auf eine Stufe gestellt mit Beethovens Paradedisziplinen: Was der 43jährige Grazer Friedrich Kleinhapl auf seinem mächtigen Guadagnini-Cello und der gleichaltrige Andreas Woyke auf dem großen Fazioli in den beiden frühen Cellosonaten op.5 und ebenso in der mittleren A-dur-Sonate an Leidenschaft, an subversivem Furor, an herber Schönheit und unbequemer Wahrheit ausbrechen lassen, indem sie sich einfach nur emotional einlassen auf Beethovens radikalen Seelendiskurs – das hat man bisher selbst von den Ikonen der Zunft so rigoros und unbestechlich noch nicht zu hören bekommen: Ihr kompromissloser, fast unwirscher Zugriff entspricht einerseits durchaus dem Bild des unangepassten, schroffen, rebellischen Genies, das den dekadenten Wiener Adel gleichzeitig schockierte und faszinierte, und zugleich gewähren sie in ihrer grenzwertigen, rauen Prägnanz klaren Einblick in die musikalische Werkstatt und den unbezähmbaren „Gestaltungswillen“ eines unfassbaren Genies, das hier auf Anhieb der neuen Gattung zwei Gipfelwerke bescherte: Kleinhapls kraftvoll-herber, ungeschminkter Ton verleiht dabei dem Cellopart die nötige baritonale Statur, um dem hochvirtuosen Klavierpart Paroli bieten zu können und so erleben wir einen Dialog „freier“ Individuen von höchster Intensität. Auch die hyperpräsente, geradezu haptisch-greifbare Mehrkanalbühne von Manfred Schumacher trägt entscheidend bei zu der stellenweise überfallartigen Wirkung einer Aufnahme, die uns die wahren inneren Dimensionen dieser stets vulkanischen Musik viel intensiver erleben lässt als jede auf Schönheit und Wohllaut ausgerichtete, abgesicherte Aufführung. Das ist eine Lehrstunde für starke Gemüter.“

„EXCELLENTIA AWARD“
„Dies ist eine jener Platten, die man in den Player schiebt und bei denen gleich die ersten Takte einen aufhorchen lassen. Dann steigert sich die Freude am Zuhören schnell bis hin zu größter Begeisterung, mehr noch, zum Erstaunen, wie es möglich ist, dass wir bei der Fülle existierender Einspielungen, diese drei Sonaten noch nie so gehört haben wie auf dieser CD, sie so ’neu‘ erleben.

„Beethoven setzt (…) nicht nur nach dem Vorbild der Geige die konzertant-virtuosen Möglichkeiten des Cellos ein. Ebenso entwickelt er in diesen Werken den vollen Farbreichtum der verschiedenen Lagen, die der Geige in der Höhe nicht nachstehen, zusätzlich aber noch über eine sonore Basslage verfügen. So etabliert Beethoven das Cello als Soloinstrument, das der Geige absolut ebenbürtig ist. Mit den fünf Cellosonaten schafft Beethoven zugleich Beginn und ersten Höhepunkt einer neuen Gattung.“ Das schreibt der österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl über Beethovens Cellosonaten, von denen er nun also drei Stück mit seinem Klavierpartner Andreas Woyke aufgenommen hat.
Von existierenden Einspielungen war die Rede. Wir hörten uns zum Vergleich einige davon wieder mal an: Casals, Rostropovich, Starker, Ma, aber auch jüngere wie Gastinel…. Bei keiner der Vergleichsaufnahmen haben wir jene uneingeschränkte Genugtuung empfunden wie bei Kleinhapl und Woyke, denn in diesen Interpretationen stimmt einfach alles, die Musikalität, der Ausdruck, die Balance und auch der Klang der wunderbar ausgewogenen SACD-Produktion. Da waren überall Meister am Werk!

Zunächst der generelle Eindruck: Kleinhapl und Woyke spielen immer ausdrucksvoll, immer in höchstem Maße kommunikativ, aber sie übertreiben nie. Sie meiden jedes mögliche Pathos, sie meiden die große bedeutungsschwangere Geste, sie meiden jeden überflüssigen Nachdruck, jeden Gefühlsüberschwang, jede Kopflastigkeit auch… und sind doch so weit entfernt von Sachlichkeit und Ernsthaftigkeit. Was sich als natürlicher Musikfluss anhört, ist bis ins letzte Detail höchst persönlich und zudem aus einem so harmonisch konzipierten Ganzen heraus musiziert, dass sich einem die drei Sonaten in diesen Aufnahmen auf die Gehirnplatte einbrennen und für die Partition Beethoven-Cellosonaten auch gleich eine Disk-Formatierung besorgen. Sie erheben widerstandslos Alleinherrschafts-Anspruch.

Nach dem liebevoll gestalteten Adagio sostenuto der ersten Sonate entführen uns Kleinhapl und Woyke in das beschwingteste und tänzerischste Allegro, das wir je gehört haben. Das ist pure Freude. Elan, Wohlklang, Kantabilität und die spürbare Begeisterung der Musiker, ihr Publikum mit dieser entzückenden Musik mitzureißen, versetzen uns in einen seltenen Musikrausch, der auch im Rondo nachhaltig weiterwirkt.
Mit seinen bestens dosierten Kontrasten beginnt das Adagio sostenuto der zweiten Sonate ebenso dramatisch wie grüblerisch-traurig. Wie Kleinhapl und Woyke dann dem anschließenden Allegro molto entgegensteuern, ist einfach genial. Da ergibt sich im Dialog ein ‚Wort‘ aus dem anderen, Struktur und innere Logik werden klar und deutlich formuliert wie in sonst keiner mir bekannten Interpretation. Die Spontaneität des Spiels ist ein weiterer Vorzug, der uns wie gebannt zuhören lässt, wie sich denn das Drama, das da vor unseren Ohren passiert, auflösen wird. Und das geschieht dann so natürlich wie der Sonnenstrahl, der zwischen zwei düsteren Wolken durchdringt, diese machtvoll verdrängt und zunächst einmal Energie aufstaut, die sich im Laufe der restlichen zwölf Minuten dieses langen ersten Satzes freisetzen wird, bis in der ‚Schlussrunde‘ sämtliche noch möglichen Probleme endgültig gelöst sind. Umso freier erklingt dann der letzte Satz.
Aufregender noch geht es in der 3. Sonate zu, dem Opus 69, wo sich Kleinhapl und Woyke nicht ständig bekämpfen, wie Maisky und Argerich das tun, sondern wirklich an einem Strang ziehen, um Beethovens Gemütszustände „zwischen Tränen und Trauer“, wie er selber auf eine Abschrift der Partitur schrieb, optimal wiederzugeben, wunderbar rhetorisch, zielstrebig und mit so viel Elan und innerem Feuer, dass der Hörer völlig in den Sog der Musik gerät und sich nur im knapp anderthalb Minuten langen Adagio Cantabile etwas erholen kann, ehe der fieberhafte finale Rush einsetzt.

„Bislang galt er noch als Geheimtipp, doch das könnte sich mit dieser Beethoven-Einspielung ändern: Der 1965 in Graz geborene Cellist Friedrich Kleinhapl ist ein Espressivo-Musiker par excellence.
Auf seiner sympathischen Homepage spricht der bei Philippe Muller in Paris ausgebildete und von Paul Tortelier ermutigte Kleinhapl ganz offen von überstandenen lebensbedrohlichen Gesundheitskrisen, die ihn zum Umdenken zwangen, ihm Intuition und Selbstvertrauen zurückgaben. Es ist leicht nachvollziehbar, dass einer wie Kleinhapl, der sich selbst als „eruptiv romantischen Cellisten“ bezeichnet und sich lange beim Repertoire jener Epoche am wohlsten fühlte, bisher einen großen Bogen um die fünf Cello-Sonaten von Beethoven machte – vielleicht auch aus einem „generellen Konflikt“ mit dem „Giganten“ heraus, wie Kleinhapl in seinem freimütigen Booklet-Essay mutmaßt. Erst nach der Lektüre zeitgenössischer Quellen von Haydn oder Czerny erschloss sich Kleinhapl Beethovens widersprüchlicher Charakter – und alle Klischees wichen schließlich „einer gänzlich unwienerischen Klangvorstellung. Darin haben mein Freund und Duopartner Andreas Woyke und ich uns bei Beethoven gefunden, von all diesen Extremen geleitet, nicht mit der Absicht, eine angenehm bequem zu hörende Interpretation einzuspielen.“

Packendes Beethoven-Spiel
In der Tat bieten Kleinhapl und Woyke auf ihrer bereits fünften gemeinsamen CD, die wiederum die Live-Atmosphäre einer Konzertserie in SACD-Qualität eingefangen hat, hochspannendes, kontrastreiches Beethoven-Spiel. Ecken und Kanten dieser Gattungs-Erstlinge werden keinesfalls geglättet, Beethovens Ingrimm wird wider-borstig ausgestellt, markant akzentuiert und rhythmisch pointiert. Dabei kommen sein Witz und seine gesanglichen Qualitäten nicht zu kurz. Es ist schon erstaunlich, wie überzeugend ein von der romantischen Tradition herkommender Musiker wie Kleinhapl sich eine dem heutigen Standard adäquate Stilistik für die Wiener Klassik angeeignet hat. Und Kleinhapls kongenialer Partner Andreas Woyke macht mit brillantem Anschlag deutlich, dass dies wie auch bei Mozart „Sonaten für Klavier und Violine“ – in dieser Reihenfolge – sind, die mit einem anspruchsvollen, mindestens gleichwertigen Klavierpart aufwarten. Dennoch hat sich Kleinhapl seine lodernde Intensität des Musizierens bewahrt; er und Woyke agieren rückhaltlos, aber nie unkontrolliert oder gar pathetisch. Packendes Beethoven-Spiel, das einen nicht kalt – und auf eine Fortsetzung hoffen lässt.“

Düsteres Drama, leichte Eleganz, prachtvoller Ton
„Just um ein Gravitationszentrum der Celloliteratur hat Friedrich Kleinhapl lange Zeit einen Bogen gemacht. Vielleicht gerade deshalb gelang ihm ein eigener, spontan anmutender, von Temperament und intensivem Gestaltungswillen geprägter Zugang zu Ludwig van Beethovens Cellosonaten.

Mit dem Pianisten Andreas Woyke, der ihm damit schon bei der fünften CD zur Seite steht, hat er im Oktober die ersten drei der fünf Sonaten in der List-Halle in Graz mit differenzierter Dynamik und allen Wiederholungen eingespielt. Sehr präsent bildet die Aufnahme den prachtvollen Ton des 1743 von Giovanni Battista Guadagnini erbauten Cellos ab, so präsent, dass bisweilen auch die Bogenarbeit und der Atem des Grazer Künstlers hörbar werden. Kleinhapl unterstreicht elegant den spielerischen Charakter der F-Dur-Sonate op. 5/1, entwirft die Einleitung zur g-Moll-Sonate op. 5/2 als düsteres Drama, aus dem er mit Elan davonstürmt, und pendelt in der A-Dur-Sonate op. 69 kontraststark zwischen weicher Lyrik und forschem Tonfall.“

„Kaum ein Bogen atmet so viel Atmosphäre ein, bevor er die Saiten berührt, kaum einer lässt diese nach erfolgreicher Klangerzeugung so ratlos, so unbefriedigt zurück wie der von Friedrich Kleinhapl. Der Grazer Musiker und sein neues Guadagnini-Cello treiben die Verweigerung unnötiger Effekte auf die Spitze. Das großartige Instrument – eine Leihgabe der [Nationalbank, Korr. F.Kleinhapl] – setzt sich gegen den Fazioli-Flügel besser durch als sein Vorgänger und erlaubt noch mehr dynamisches Experiment. Besonders kostbar legt Kleinhapl diesen Umstand im Kopfsatz der zweiten Sonate aus op. 5 dar, wo selbst im breiten Strich noch jede Menge Luft zu hören ist, wo unter weitgehendem Verzicht auf Vibrato die Pianissimi schwelgen und die schweren Abwärtsfiguren Besessenheit ausdrücken.

Einzig das Rondo kokettiert hier mit dem Publikum, doch das muss ja sein: Anmutig erscheint jedes Detail der ersten Sonate, impulsiv und raffiniert zugleich folgt, quasi als nachgelieferter Weltklassebeweis, die A-Dur-Sonate op. 69. Woyke hat die virtuosen Momente, drängt sich aber nicht in den Vordergrund. Kleinhapls Partner nimmt die zahlreichen Wechsel in der Solistenrolle genau und lässt damit Beethovens Frage-und-Antwort-Motivik deutlich zutage treten. Das Duo scheint zu sagen: Seht her, das steht in den Noten, nicht mehr und nicht weniger. Wozu aus jeder eingängigen Melodie gleich sentimentalen Profit schlagen, aus jedem schwierigen Arpeggio eine technische Demonstration machen? Kleinhapl und Woyke widerstehen der Verlockung. Und gerade das macht diese Aufnahme so unwiderstehlich.“

„Ein außerordentlicher, von namhaften Dirigenten geschätzter österreichischer Cellist, der weder Heinrich Schiff ist noch in der Cello-Gruppe der Philharmoniker wirkt: Friedrich Kleinhapl, der schon eine bemerkenswerte Diskografie vorlegt, besticht mit wunderschönem Ton, technischer Brillanz und Beredsamkeit des Ausdrucks. Die eben erschienene CD mit Beethovens ersten drei Cellosonaten (F-Dur, g-Moll, A-Dur) trägt trotz des oft aufgenommenen Repertoires Züge einer Referenzeinspielung. Exzellent: der Pianist Andreas Woyke.“

Kritiken zu Schubert Schnittke Sonaten und Lieder

Kleine Zeitung, Ernst Naredi-Rainer

„Der Turboeffekt in einer steten Karriere“
„… Nicht zuletzt legt Kleinhapl auch enormen Fleiß an den Tag: erstmals veröffentlicht er in einem Jahr zwei Compact Discs. Seine neueste, bereits siebente CD, die er am Freitag mit Live-Darbietungen präsentiert, kombiniert die 1978 entstandene erste Cellosonate von Alfred Schnittke mit der Arpeggione-Sonate von Franz Schubert, von dem außerdem vier Lieder in Bearbeitungen eingespielt wurden. Die in der List-Halle vor Publikum entstandenen Aufnahmen zeigen Kleinhapl und seinen pianistischen Partner Andreas Woyke als eingeschworenes Duo, das ausgereifte Konzepte mit viel Spontaneität und Temperament umsetzt, wobei die instrumentale Virtuosität nicht minder beeindruckt wie die höchst poetische Klangsensibilität, die das Programm an einen roten Ariadnefaden knüpft.“

„Schubert’scher Sonnenaufgang“
„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind: Mit entschiedenem Galopp wirft sich das Klavier in Schuberts ,,Erlkönig“-Vertonung und damit die jüngste Produktion von Friedrich Kleinhapl (Cello) und Andreas Woyke (Klavier), die auf der bei ,,Ars“ erschienenen CD Schubert und Schnittke überzeugend kombiniert haben.

Es ist schlafwandlerische Sicherheit, mit der Woyke den Grundstein für Kleinhapls instrumentale Liedinterpretation legt. Der Fazioli liefert in der Akustik der List-Halle eine Klangarchitektur der klaren hierarchischen Linien. Sei es im stürmischen ,;Erlkönig“ oder im glückseligen ,,An die Musik“: Das Cello darf sich frei bewegen, mit sparsamem Vibrato, behutsamer Phrasierung das Fehlen der Texte gar zum glücklichen Umstand erklären. Sanfte Gewalt wendet Kleinhapl auf das ,,Largo“ zu Alfred Schnittkes erster Sonate für Cello und Klavier an, die unter entschiedenem Bogenstrich beklemmende Spannkraft entwickelt. Das großartige Werk (1978) bringt mit dem Presto des zweiten Satzes einen scharfen Kontrast, den das Duo am obersten energetischen Anschlag durchpeitscht, das abschließende Largo kulminiert in dynamischer Synchronität, um sich in todesnahem Zweifel zu verlieren. Wie ein Sonnenaufgang wirkt daraufhin das erste Thema in a-Moll aus Schuberts ,Arpeggione-Sonate“. Kaum hätte man zwei Werke besser kombinieren können.“

„Gemeinsam ist beider Musik der Hang zu Schwermut und Melancholie: Das Schöne und das Tragische liegen bei Schubert und Schnittke ganz eng beieinander. Hörbar wird das auf der neuen CD Franz Schubert, Alfred Schnittke – Sonatas and Songs von Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke. Ein „Erlkönig“ ganz ohne Gesang – warum nicht? Zumal wenn die vokale Linie mit solch wunderbar warm nuanciertem Celloton gespielt wird wie hier von Friedrich Kleinhapl. Auch die „Arpeggione“ kommt ohne klischeehafte Sentimentalität aus. Sehr suggestiv und durchdacht interpretiert: die sehr kontrastreiche erste Cellosonate Alfred Schnittkes, in der ein flirrend-glitzerndes Presto zwischen zwei der wohl schmerzhaftesten, aber schönsten Largos steht, die im 20. Jahrhundert geschrieben wurden.“

Kritiken zu Franck Rachmaninow Sonaten

Pizzicato Klassik-Magazin

„Erstklassig“
„Hier hören wir zuerst Cesar Francks Sonate für Violine und Klavier in der Fassung für Cello und Klavier. Friedrich Kleinhapl erweist sich als ein ebenso kluger wie gestaltungsfreudiger Interpret, der dem Werk zu ungeahnten Tiefen verhilft. Wenn man auch den filigranen französischen Stil etwas vermisst, so beeindruckt der Cellist durch eine sichere und kraftvolle Gestaltung der Sonate. Dabei wird der Betonung der subtilen Feinheiten in dem Sinne Rechnung getragen, dass Kleinhapl sie recht neutral behandelt und sie dadurch an Gewicht gewinnen. Auch Andreas Woyke lässt nichts anbrennen und distanziert sich von der eleganten französischen Begleitung. Hier ist ein Pianist am Werk, der etwas zu sagen hat. Und das tut er auch mit Vehemenz.

Durch diese beiden Interpreten wirkt Francks Sonate, man verzeihe mir den sexistischen Ausdruck, ungemein männlich und stolz. Auch Rachmaninows g-Moll Sonate für Cello und Klavier op.19 profitiert von der Kraft strotzenden Interpretation der beiden Musiker. Kleinhapl formt, während Woyke die klangliche Basis liefert. Auch hier ist das Resultat überwältigend. Dieses Duo schafft es, dieser vielschichtigen Sonate neue Klänge und Stimmungen abzugewinnen, die man selbst bei illustreren Solisten oft vergebens sucht. Somit platziert sich diese erstklassige und klanglich makellose CD ganz weit vorne und darf sowohl bei Franck als auch bei Rachmaninow Referenzcharakter für sich beanspruchen.“

„Klangvoll“
„Musikfreunde, die Wert auf großen, farbigen Klang legen, werden jubeln über die jüngste CD des steirischen Cellisten Friedrich Kleinhapl, der mit seinem einfühl- samen Duopartner Andreas Woyke die Cellosonaten von César Franck und Sergej Rachmaninow eingespielt hat. Da ist – wie schon auf Kleinhapls Bach-CD und den Brahms-Aufnahmen dieses Duos – die Liebe zu feinst ausbalancierten Klang-Valeurs zu hören; und der Sinn für atemberaubend zugespitzte dramatische Entwicklungen. Letztere bewahren beide Werke vor dem Abdriften in die Kitsch-Region, die bei Interpreten mit weniger Sensibilität für musikalische Architektonik allzu leicht droht. Mit solcher Musik der Dringlichkeitsstufe eins positioniert sich eine Künstlergemeinschaft wieder einmal via Tonträger im heimischen Musikleben. Es wäre schön, wenn dieser „virtuelle“ Konzert-Auftritt reale Folgen jenseits der steirischen Landesgrenzen hätte.“

„Elegante Virtuosität“
„Die kristallklare Akustik der Helmut-List-Halle in Graz kommt der Einspielung ebenso zugute wie die Konzertatmosphäre: Vor Publikum haben der Grazer Cellist Friedrich Kleinhapl und der Pianist Andreas Woyke die Cellosonaten von Cesar Franck und Sergej Rachmaninow aufgenommen.

Bei Jules Delsarts Bearbeitung der Violinsonate von Franck für Cclli bceindruckt Kleinhapl mit Feinfühligkcit, schlanker Tongebung, eleganter Linienführung, Noblesse und Rarfinesse. Dass seine zweitc Aufnahme der Cellosonate von Rachmaninow seine Ersteinspielung von 1998 übertrifft, liegt nicht nur an seincm emotionalen Überschwang, sondern auch am Pianisten Andreas Woyke, der hier als Virtuoso brilliert.“

„Der exzellente Österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl und der nicht minder gute Pianist Andreas Woyke spielen Sonaten von Franck und Rachmaninow. Ein kongeniales Duo, das konzentriert und mit Leidenschaft am Werk ist. Spannend.“

Kritiken zu Bach Solosuite 1, 3 and 5

Gießener Anzeiger, Thomas Schmitz-Albohn

„Was die Partiten und Sonaten für Violine, das sind Bachs Solosuiten für Violoncello. die einen Cellisten vor eine nicht minder schwere Aufgabe wie einen Geiger bei erstgenannten Stücken stellen. Der mit Preisen vielfach ausgezeichnete, österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl, der sich in letzter Zeit zunehmend einen Namen als Interpret für Uraufführungen von zeitgenössischen Komponisten gemacht hat, lässt in den Suiten Nr. 1, 3 und 5 seine ganze Virtuosität aufblitzen, was freilich einen liebe- und hingebungsvollen Umgang keinesfalls ausschließt (Ars Produktion, 38 018). „Erst mit den Jahren – vielleicht durch das Älterwerden oder einfach aufgrund der Beschäftigung mit der einzigartigen Musik – haben die anfangs eher trockenen Tonfolgen zu sprechen begonnen, ist der Dialog der Stimmen zum Vorschein gekommen. Eine Zwiesprache auf vier Saiten, die mich immer weiter in ihren Bann zog. Mittlerweile bin ich nun selbst dort angelangt, die Suiten als Art Gebet bezeichnen zu wollen“, schreibt Kleinhapl im Beiheft. Beim warmen, wunderschön singenden Ton seines makellos gespielten Instruments darf sich der Zuhörer an dieser Zwiesprache erfreuen.“

„Das Studio und das Mikrofon, das so nahe hängt, dass bisweilen Spiel- und Atemgeräusche hörbar werden, verführen offenbar zu anderen Lösungen. Bei seiner im Kunsthaus Mürz entstandenen Einspielung der ersten und dritten Solosuite von Johann Sebastian Bach wählte der Grazer Cellist Friedrich Kleinhapl sehr oft noch deutlich forschere Tempi als zuvor bei seinem Grazer ,,styriarte“-Konzert im Schloss Eggenberg. Dennoch wirkt kein einziger Satz verhetzt, bleibt die Deutlichkeit dank prägnanter Artikulation stets gewahrt, gerät Kleinhapl nie an die Grenzen seiner Möglichkeiten, auch nicht im technisch höchst anspruchsvollen Prelude der fünften Suite. Kleinhapl spielt zwar auf einem historischen Instrument, das Giovanni Tononi 1681 in Bologna gefertigt hat, aber er agiert nicht als Vertreter der historischen Aufführungspraxis. Er pflegt einen eher romantisierenden Stil. der sich durch Noblesse, Wärme und eleganten Spielfluss auszeichnet.

Alle Wiederholungsvorschriften einhaltend, unterstreicht Kleinhapl die Eigenheiten der einzelnen Satze, deren tänzerische Charaktere er prägnant ausarbeitet. Energiegeladene Unternehmungslust, viel Temperament und virtuoses Draufgängertum beweist er in den raschen Sätzen, während er die Sarabande der ersten Suite sehr feierlich klingen lässt und jene der c-Moll-Suite als schmerzliche Klage anstimmt.“

„Den zentralen Werken der Cellomusik stellt sich der Grazer Meisterinstrumentalist Friedrich Kleinhapl auf seiner neuen CD. Bachs Suiten Nr. 1,3 und 5 legt er auf einer außerordentlich gut klingenden SACD (Ars Produktion) vor. Dass Kleinhapl es notwendig findet, im Booklet nicht weniger als sieben Porträts unterzubringen, sei kritisch angemerkt. Vor allem, wo sich seine hochseriösen Interpretationen nicht hinter solch medienwirksamem Gehabe zu verstecken brauchen. Schon die erste Suite geht Kleinhapl mit Schwung und stetig brennendem Feuer an. Klangschönheit und kitschfreie Hingabe an den Moment bestimmen die drei Sarabanden. Kleinhapl neigt zur Verschärfung von Tempokontrasten, diese im Langsamen wie auch im Schnellen oft wagemutigen Geschwindigkeiten, die sich Kleinbapl auch zutrauen darf, wirken aber niemals nur den oberflächlichen Effekt suchend. Kurz: Wieder eine Aufnahme, die den Vergleich mit der rein zahlenmäßig gewaltigen Konkurrenz nicht scheuen muss.“

Kritiken zu Brahms Sonataen und Lieder

Ensemble, Carsten Dürer

„Eines ist sicher: die Aufnahmen dieser beiden Künstler sind individuell, lebendig und berauschend inspiriert!“

Kleine Zeitung, Ernst Naredi-Rainer

„Jugendlicher Elan und eleganter Ton“
„Die Konkurrenz lässt sich kaum überblicken, aber Friedrich Kleinhapl muss sie nicht scheuen. Wie fast alle großen Cellisten hat nun auch der Grazer Musiker die beiden Cellosonaten von Johannes Brahms aufgenommen, zwei Standardwerke des Konzertrepertoires, zu denen offensichtlich doch noch nicht alles gesagt worden ist.

Der Grazer Cellist nähert sich ihnen gemeinsam mit seinem loyalen Flügeladjutanten Andreas Woyke mit jugendlichem Elan. Er wählt meist rekordverdächtig rasche Tempi, ohne aber deswegen die Deutlichkeit des Details zu vernachlässigen. Die e-Moll-Sonate klingt bei ihm nicht vergrübelt, sondern leidenschaftlich und schwungvoll. In die F-Dur-Sonate stürzt er sich noch emphatischer als in seiner Erstaufnahme aus dem Jahr 1998.
Kleinhapls Spiel zeichnet sich durch noblen Klang und die enorme Modulationsfähigkeit des eleganten Tons seines Tononi-Cellos aus dem Jahr 1681 aus, der wie ein Florett durch die Luft schnellen kann, bisweilen mit dem breiten Pinsel aufgetragen wird, aber nicht in den gängigen romantischen Überschwang verfällt.

Dank der vorzüglichen Akustik der Grazer Helmut-List-Halle und einer Mikrofonaufstellung, die auch Spielgeräusche einfängt, kommt jede Nuance zur Geltung. Nicht nur bei sechs Lied-Transkriptionen beweist Kleinhapl, dass er sein Cello singen lassen kann – mit makellosem Legato, unsentimentaler Wärme und größter Sensibilität.“

Kritiken zu Schostakowitsch Sonaten

Die Presse, Wilhelm Sinkovicz

„Friedrich Kleinhapl wagt sich mit blühend schönem aber auch kräftigem Cello-Ton nicht nur an die berühmte Cellosonate op 40 sondern auch an eine oktavierte Fassung der Violasonate op.147 von Schostakowitsch – Musik von bohrender Intensität, mit Pianist Andreas Woyke suggestiv realisiert.“

„Eines ist sicher: die Aufnahmen dieser beiden Künstler sind individuell, lebendig und berauschend inspiriert!“

„Musikalisch sind die Aufnahmen der letzten Klavierwerke Schostakowitschs ein Lehrstück für den zeitgeschichtlich relevanten Übergang von der pompös-gefühligen Spätromantik zur stillhalten könnenden, aber im Ernstfall umso ergreifenderen Eindringlichkeit moderner Ausdrucksformen. Die Darbietungsqualität der beiden Künstler ist überragend. Diese Aufnahmen seiner letzten Kompositionen gehören in die Sammlung jedes ernsthaften Musikliebhabers.“