Der Erzähler

Friedrich Kleinhapl

Portrait eines außergewöhnlichen Künstlers

Die Motivation

Lebenselexier

Cellospielen ist für mich wie atmen – einfach lebensnotwendig. Das Instrument bringt in mir alles zum Schwingen – durch seine Ausdruckskraft, seine Wärme und Vielfarbigkeit, die Nähe zur menschlichen Stimme – dringt es direkt in mein Herz. Und wenn man dann auch noch Musik spielt, die einem etwas sagt und zu der man selbst etwas zu sagen hat – dann wird man ganz von alleine zum Erzähler.

 

Wenn auf diese Weise Musik und Sprache zu verschmelzen beginnen und das Eine fortsetzt, wo das Andere an seine Grenzen stößt, dann lässt einem die Suche nach immer mehr Klangfarben und Ausdrucksmöglichkeiten auch Schritte über alles Gelernte und Gehörte hinaus machen – im extremen Fall – so wie es mir in Paris passiert ist – zur Entwicklung einer ganz persönlichen Cellotechnik und über Jahre meines ganz persönlichen Cellosetups, kombiniert mit für mich eigens entwickelten Saiten und Bögen.

Die Erlebniswelten

Musik neu erleben

Wenn man sich als Musiker auf einen Dialog mit der Musik einlässt, tun sich Fragen auf. Zumindest erlebe ich es so. Und mein Weg Antworten zu finden ist mich mit der Biografie der Komponisten und ihrer Zeit zu befassen.

 

Dabei tun sich immer spannende Fragen und Widersprüche auf – als würde man Einblick in das Seelenleben der Komponisten bekommen. Und daraus ergeben sich zwangsläufig neue Blickwinkel und Interpretationen.

 

In den ganz persönlichen Programmen geht es darum, die Atmosphäre auch für schwierige Programme aufzubereiten. Ob nun durch Erzählungen zwischen den Stücken, szenische Lesungen mit SchauspielerInnen oder Tango-Tanzeinlagen: Die Spezialprogramme überraschen und begeistern das Publikum immer wieder.

Die Begeisterung

Cellotechnik

Während meines Studiums sah ich einen Film über Mario del Monaco. Ich war fasziniert: So lebensecht wirkte sein Gesang, als stünde er nicht auf einer Bühne sondern mitten  im Leben. Kein reiner Schöngesang, sondern purer Ausdruck. Alle Gestaltungsmittel ganz im Dienst der Erzählung.

 

Dieser Tag veränderte mein Leben, meinen Anspruch an mein Spiel. Er führte zur Entwicklung meiner ganz persönlichen Cellotechnik in Paris: Ein eigener Stuhl mit Lehne, das Cello viel flacher und der Bogenarm beinahe gestreckt – also eine vollkommen andere Haltung, die mir viel mehr Freiheiten im Ausdruck bietet.