Das Studio und das Mikrofon, das so nahe hängt, dass bisweilen Spiel- und Atemgeräusche hörbar werden, verführen offenbar zu anderen Lösungen. Bei seiner im Kunsthaus Mürz entstandenen Einspielung der ersten und dritten Solosuite von Johann Sebastian Bach wählte der Grazer Cellist Friedrich Kleinhapl sehr oft noch deutlich forschere Tempi als zuvor bei seinem Grazer „styriarte“-Konzert im Schloss Eggenberg. Dennoch wirkt kein einziger Satz verhetzt, bleibt die Deutlichkeit dank prägnanter Artikulation stets gewahrt, gerät Kleinhapl nie an die Grenzen seiner Möglichkeiten, auch nicht im technisch höchst anspruchsvollen Prelude der fünften Suite. Kleinhapl spielt zwar auf einem historischen Instrument, das Giovanni Tononi 1681 in Bologna gefertigt hat, aber er agiert nicht als Vertreter der historischen Aufführungspraxis. Er pflegt einen eher romantisierenden Stil. der sich durch Noblesse, Wärme und eleganten Spielfluss auszeichnet.
Alle Wiederholungsvorschriften einhaltend, unterstreicht Kleinhapl die Eigenheiten der einzelnen Satze, deren tänzerische Charaktere er prägnant ausarbeitet. Energiegeladene Unternehmungslust, viel Temperament und virtuoses Draufgängertum beweist er in den raschen Sätzen, während er die Sarabande der ersten Suite sehr feierlich klingen lässt und jene der c-Moll-Suite als schmerzliche Klage anstimmt.