Das elegische Edelholz
Dass er viel von der Schönheit der Melodien versteht, hat Friedrich Kleinhapl, Grazer Cellist mit belgischen Wurzeln, längst bewiesen. Sein Klangideal, den Celloton möglichst nahe an die menschliche Stimme heranzuführen, führte zur Zusammenarbeit mit Christa Ludwig, seine CDs mit Beethoven-Sonaten heimsten Preise ein. Nun greift er mit der neuen CD ins Volle des Melodienzaubers. Es gilt, Max Bruch wiederzuentdecken, für den die wahre Gestalt der Musik in der Melodie lag. … Friedrich Kleinhapl zeigt sein Bestes. Es war das Tschechische Radiosymphonieorchester unter der sorgfältig aussteuernden Leitung von Jan Kucera, die den warmen Celloton ausgezeichnet umhüllt. Eine Stunde lang kann man in melancholischer Melodienseligkeit schwelgen, erst zuletzt, in Bruchs Suite für großes Orchester schwingt sich der Tonfall zu tänzerischen Ausbrüchen auf. Friedrich Kleinhapl musiziert jedenfalls virtuos auf mitreißender Höhe -und einem Wunderinstrument. Der Klang des Violoncellos von Giovanni Battista Guadagnini, Piacenza 17 43 („ex von Zweygberg“) aus der Sammlung der Österreichischen Nationalbank, das er seit 2008 spielen kann, ist farblich zu berauschend breiter Palette fähig. Friedrich Kleinhapl zählt nicht gerade zu den besonders hochgewachsenen Menschen, und er erzählt im SN-Gespräch freimütig davon, wie er sich schon in seinen Ausbildungsjahren in Paris bei Philipp Mueller eine eigene Spieltechnik zurechtgelegt hat. Sowohl sein Vater als auch sein Bruder – beide Techniker- hätten ihn nach biomechanischen Maßstäben beraten, auch Bögen wurden eigens angefertigt. All dies ist auf der CD nicht zu hören, dennoch ist die liedhafte Musizierhaltung von großer Wirkung. Als einen „der vielversprechendsten Musiker einer neuen, jüngeren Generation“ bezeichnete Dirigent Valery Gergiev den Österreicher nach einem Auftritt mit dem Mariinski-Orchester, ein Adelschlag, auf den Kleinhapl nicht unstolz ist. Mittlerweile hat er die Konzerthäuser von Europas Metropolen über die USA und China bespielt, Orchester wie die Wiener und Münchner Symphoniker oder das Sirnon Bolivar Orchestra Venezuela haben ihn als Solisten eingeladen. Vor allem mit seinem Klavierpartner Andreas Woyke gab er eine Reihe von Kammermusikabenden, die Sonaten-CDs der Musikergemeinschaft, Beethoven und Rachmaninow, wurden preisgekrönt. Anzunehmen, dass die neue CD ebenfalls steile Karriere macht.