140 Jahre liegen zwischen ihnen – 1797 und 1937 – und zwei Kulturen. Nichts schwingt in beiden gleich. Und doch inspirierte uns die Musik des Einen bei der Einspielung der Musik des anderen ungemein. Franz Schuberts Sonate Arpeggione – geschrieben für das zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu erfundene Arpeggione, eine fünfsaitige Streichgitarre.
Ihre Leichtigkeit auf einem Cello wiederzugeben ist technisch äußerst herausfordernd. Schnittkes Sonate steht an technischer Schwierigkeit um nichts nach, allerdings in einer vollkommen gegensätzlichen Richtung: der zweite Satz ist ein vulkanartig tobender Ausbruch an Emotion flankiert von einem langsamen Einleitungssatz und einem ausladenden Schlusssatz – an Ausdruckskraft kaum zu überbieten.
Siegmund Freud Psychiatrische Klinik in Graz: man hatte uns gebeten für die Patienten ein Konzert zu spielen. Wir waren einigermaßen nervös welches Programm wir diesem Publikum zumuten können und wollten uns je nach Reaktion improvisatorisch von Stück zu Stück vorhandeln. Irgendwann spielten wir einen Satz aus Schuberts Sonate Arpeggione – das Publikum ging zu unserer Überraschung mit höchster Aufmerksamkeit mit. Wir wagten Schostakowitsch und schließlich den zweiten Satz aus Schnittkes Cellosonate. Der Schluss war noch nicht verklungen als ein Patient aufsprang und rief: „Genauso fühle ich mich!“ im nächsten Augenblick jubelte der ganze Saal – ein unvergessliches Erlebnis von echter, tiefer Begeisterung.